Chronik der Kath. Kirchengemeinde Westheim i. W. (Abfotografiert im Stadtarchiv Marsberg im Mai 2004 von Jörg Erkel) Wir bedanken uns vielmals für die Übertragung von Sütterlinschrift in Druckschrift durch Herrn Heinrich Weber vom Team "Sütterlinstube" (http://www.suetterlinstube.org) mit freundlicher Unterstützung von Herrn Dr. Peter Hohn im Jahr 2005
Nachdem wir die folgende Chronik im Mai 2004 unter freundlicher Anleitung von Herr Siegfried Stolz, Archivar in Marsberg, im Stadtarchiv in Marsberg gefunden und abfotografiert hatten, standen wir vor dem großen Problem, dass niemand uns beim Lesen der Sütterlinschrift helfen konnte. Bei Recherchen im Internet haben wir zuerst einen Sütterlinkurs und eine Sütterlinschrift für den Computer unter http://www.peter-doerling.de/ gefunden. Leider haben wir selbst nicht die Geduld aufbringen können, diese Schrift zu lernen. Glücklicher weise fanden wir ebenfalls im Internet sehr freundliche Menschen, die uns bei der Übertragung behilflich waren/sind. Dadurch konnten wir die nachfolgenden Dokumente der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Einerseits sind wir mit der Bearbeitung noch nicht fertig, andererseits könnten sich auch Fehler eingeschlichen haben. Deshalb laden wir alle interessierten ein, an dieser Übertragung aktiv mitzuarbeiten. Man kann uns über die E-Mail Adresse info@westheim.org erreichen. Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen und Erforschen der Westheimer Geschichte wünscht das Team westheim.org. |
||||||||||
Seite | Original | Übertragung | ||||||||
1 |
|
(Deckblatt) |
||||||||
2 |
|
(Inhaltsverzeichnis in Maschinenschrift) | ||||||||
3 |
|
(Inhaltsverzeichnis in Maschinenschrift) | ||||||||
4 |
|
Westheim, in den Urkunden auch
Westen, Westhem, Vnesten, Westheym, Westheymt, ge- nannt, ist in seiner jetzigen Lage „ugs der Dimele“ - … der Dymele “ beneben dem Marsberge“ gelegen, ein alter Ort. Über die Herkunft des Namens sind m.W. nur Vermutungen möglich. Gegen die Annahme, daß die Himmelsrichtung, d.h. die westliche Lage dafür bestimmend ge- wesen sei, scheint der Umstand zu spre- chen, daß hier der bestimmende Gegen- satz: ein Ostheim, Nordheim / Südheim liegt nördlich ! / fehlt. Auch sonstige Beziehungen zu einem östlich gelegenen Zentralort fehlen. Die Bezeichnung Vnesten möchte vielleicht auf einen früheren verlasse- nen Ort, eine Weisung, wie man das im Mittelalter vielfach hieß, gedeutet werden dürfen.
Die Herren v. Westheim. |
||||||||
5 |
|
Eigenhörige als Altarhörige an die Kirche zu Tresberg unter dem Abte Marcward von Corvey (Erhard, Codex diplomaticus No. 160). 1150 wird in einem Fragmente des alten Cor- vey’schen Codex, bei Aufzählung der Kirchen des Paderborner Sprengels, über die dem Klo- ster Corvey das Kollationsrecht zustand, die Pfarre von Westheim erwähnt. (Archiv für Westfälische Geschichte Bd. III f.3. Seite 7.) 1175 wird Olric v. Westheym als Zeuge aufge- führt. (Geschichte u. Altertumskunde Westfalens Bd. 21. Seite 61). 1179 kommt Lindolf de Westheim als Zeuge in der Urkunde Bischofs Siefried v. Paderborn vor. (Erhard II. Codex diplomaticus No. 405). 1196 erscheint Othebrich de Westheim als Zeuge in der Urkunde Abts Widekind v. Corvey (Erhard, Codex dipliomaticus No. 554.) 1209 ist ein Ludolf v. Westheim Canonicus in Busdorf (Paderborn) (Zeitschrift für Geschichte u. Altertumskunde Westfalens 70. 13. Abtei- lung II. Seite 39. ferner „die von Westheim waren Ministe- rialen von Paderborn“ (ebenda Seite 42) 1220 wird Johann von Westheim als Zeuge genannt in einer Urkunde ohne Datum (Chronik von Dalheim flg. 112.) 1221 verzichtet Ritter Wilhelm v. Brotike |
||||||||
6 |
|
auf sein Gut in Hosningtorp zu Gunsten der Ritter Hebrik und Olrik v. Westheim. 1221 Diese genannten Ritter v. Westheim machten den Kreuzzug mit und wünschten dem Klo- ster Bredelar ihre Lehnsgüter abzutreten (Chro- nik des Klosters Dalheim f.106 – Westfälische Urkunden Bd. IV No.95). 1229 wird ein Olricus de Westheim urkundlich er- wähnt (Momenta Paderbornensia p.101) 1239 verkaufen die Gebrüder Olric und Obric von Westheim - in der Urkunde steht: Vnes- ham – die Vilication der dem Stifte Heerse in ……. gehörigen Güter nebst der Advocation über dieselben dem Klo- ster Hardehansen (Archiv für Geschichte West- falens Bd.IV G.3 Seite 142). 1231 stellt Wilhelm Tierzst zu Eresburg ein Zeug- nis aus, daß Elric v. Westheim vom Vogt Widekind v. Reseberg, mit Gütern zu Osning- dorp belehnt sei (Westfälische Urkunden Bd. IV. No. 209 Seite 131). 1232 werden in einer Urkunde Gottschalks v. Padberg Werno de Westheim und Olric de Westheim 1247 Borchard de Westheim und 1248 Elricus de Westheim als Zeugen genannt. (Chronik des Klosters Dalheim f.106-7-8.) 1252 vertauscht Äbtissin Gertrud zu Heerse gegen |
||||||||
7 |
|
Güter zu Twistene dem Kloster Bredelar ihre Besitzungen zu Ossingtorp (das jetzige Orsdorf, ein nördlich gelegenes, etwa ½ Stunde von Westheim entferntes Dorf) welche früher Johann v. Westheim zu Lehen besaß. Dieser hatte mit Genehmigung seiner Brüder Elric, Burchard, und Swicker, sowie seiner Frau Mattica aufs Lehen verzichtet. (Dalheimer Chronik f.109.) 1256 wird ein Werno de Westhem als Zeuge genannt (Seiberts. Urkunden Sammlung, I. Bd. Seite 365). Das Pfarrarchiv erwähnt auch einer Notiz des Pfarrers Siebers nach der ein Burchard von Westen unter Bischof Simon I. v. Pader- born, edler Herr zu Lippe 1247 – 1277 im Strei- te mit Salzkotten dem Kurfürsten von Köln, Konrad v. Hostaden, als Geißel gestellt wur- de. (Quelle ist nicht vermerkt.) 1269 bekunden die Rathmänner von Marsberg, daß Ritter Swiker von Westheim mit Ein- willigung seiner Gemahlin Adelheit und sei- nes Bruders Ullrich, die Hälfte des Zehnten in Wessengan (Wessingere müsste ……. Fressingsen in der Mitte zwischen Nieder- Marsberg und Leitmar sein. Auf der Rück- ? seite der Urkunde steht vermerkt: Fles- singer Lehende furm Marsbergh.) durch Ver- |
||||||||
8 |
|
mittlung der Ritter Ludolf v. Dalwigh und Johannes v. Brobike, ihrem Mitbür- ger Berhold v. Höxter für 55 Mark ver- kauft habe die Frau Sophie, welche von dem zehnten die Leibzucht besitzt, und ihr Sohn Johannes erklären in der (Nicolai-) Kirche zu Marsberg, vor den dortigen Rathsmännern, nach dem Tode genannter Sophie keine Ansprüche darauf zu erheben. Die Stadt Marsberg, Johannes, Herr der Burg Padberg, und sein Verwandter Hermann, siegeln. Nachfolgend Abschrift der Urkunde, welche sich im Original auf Pergament mit verletzten Hanfschnüren zur Zeit im Besitz der Stadt Warburg be- findet: Universis präsentem litteram visuris consules montes Martis institie semper inhaerere et veritati testimonium perhibere, quia gestarum rerum servem plerumque antes oblivionis solet involgere, decrevit discretorum sollercia, acta hominum scriptis, sigilli set festibus perben- nare. Noverino quam presente set futuri, quod scrip- Trans, miles dictus de Westheym, adhuc libris, excepta unica filia, carens, de consensu uxoris sui domini Alheydis et fratris sui Obryci universorum qui heredum ac coheredum suorum |
||||||||
9 |
|
dimidictatem decime in Wessengere site, que ad ipsum a progenitoribus suis rite et legitime devoluta fuit, excepto quod domina Sophya ius suum quod vulgo “lyftucht” dicitur, sola quamdiu vixerit, obtinetit, mediantibus Ludolfo de Dalewych et Johannes de Broltyke militibus propter necessitatem, quam subterfulgere nequivit, Bertholdo de Huxaria, comburgensi nostro, accepta pecunia summa videlicet quinqua- ginta marcarum cum anni procentuum utilitate vendidit et tam ypse, quam predictus trater suus Olrycus predicto Bertholdo et uxori sui domine Kunigundis et pueris ipsorum Hermano, Konrado, Kuni- gundi et Margarete perrexerunt iam dictam dimedictatem decime iure feodali libere et quiete perpetuo possidentam, pol- licentes dimidictate decime plenam et perpetuam prestituros. Predicta vere Sophya et Johannes filius ipsius aliique ipsius heredes in capella montis Martis, aliis- que multis probes et honesties viris consisten- tis publice protestati sunt, post mortem sepedicte Sophya, se nihil iuris in sepedicta super cadem decima penitus reminciarunt. Acta sunt hic in monte Martis anno Domini MCCLX … Et ut iste contractus |
||||||||
10 |
|
ratus et inconvolvus et in …
permaneat. presentem paginam sigillo nostro et sigillis Johannis domini castri in Pathberg et Hermani Cognati sui duximus rotorandam. Huius rei Testes sunt Fredericus de Horhusen et fratres 1276 suus Thydericus, Udo de Wethen, Olrycus de Westheym, Johannes de Brolbyke, Fredericus Spey..(?) Militares; Henrycus de Oldenhusen et frater suus Thydericus, Albertus de Mulenken ( ?), Berthol- dus iudex et frater suus Johannes, Helmerycus de Huxaria, Hermanus filius monetarii et fra- ter suus Hedewycus, Wynandus et Henricus de Scherve fratres, Konradus Huthbrandi, Johannes Hyldewordi, Henricus et Johannes fratres, cognati Wyderoldi, Konradus de Olyngen, German- dus de Scherve, Rodolfus de Esnete (Essentho), Bernardus de Waltenichhusen consules montis Martis et alii quamplures (Geschichte und Altertumskunde Westfalens Jahrgang 1901.) 1280 Das Pfarrarchiv erwähnt ebenfalls unter Bischof Otto v. Paderborn, Graf v. Rietberg 1280-1307 einen Ulrich v. Westhen. Es wird das jener Olric miles de Westhem sein, den Seibertz als Zeugen einer Urkunde für 1280 auf- führt. 1280 Alrad und Adam Ritter und Konsuln zu Mars- berg bezeugen, daß der Abt und Konvent zu Bredelar dem Elric von Westhem hundert = 100 |
||||||||
11 |
|
Mark für Güter zu Osningthorpe ausbe- zahlt haben. (Dalheimer Chronik f. 108). 1311 Ritter Olric de Westham, tritt an die Abtei Corvey mit Bewilligung seiner Ge- mahlin Gertrud, seiner Söhne Albert und Olric und der übrigen …….. für die auf seine Bitten dem Kloster Beringhusen (Brenkhausen) abgetretenen Güter zu Heimadessen und Heygentsmen 5 Huben ………… in Aspe, 4 Huben in Westheim und 8 ½ Huben in Velzeberg mit allem Zubehör zu Eigentum ab. (Falke tradit Co. pag. 723). 1314 Derselbe Olric von Westheim war Ministe- riale der Kirche Korvey und hatte nach den Urkunden des Abtes Robert vom Jahr 1314, dem Kloster Brenkhausen zehnt- ….. und Besitz in Heinhausen und Hembsen für 440 Mark – denare – verkauft. (Geschichte und Altertumskunde Westfa- lens, Bd. 36. Seite 122.) 1318 Der Knappe Godescalens, genannt de Westheym, Gograf in und seine Frau Elisabeth verkaufen ihren Teil am zehnten in Helmdachessen an den Ritter Johannes v. Brotike (Abschrift des 17. Jahr- hunderts zerfressen = Stolte, Archiv des Ver- eins für Geschichte und Altertumskunde |
||||||||
12 |
|
Westfalens. Urkundenbuch Paderborn 1905). 1336 Borlo von Westheim verkauft einen Hof in Dörpede an Sieferten von Büren (Varnhagen 40/41). Anmerkung: das Dorf Dorpede (Dörpede) gehörte zum Archidiakonate Warburg seit 1231. Es ist 1496 am Thomasabend 20/21. Dezember abge- brannt. Es soll auf beiden Diemelufern gestanden haben, zwischen Billinghausen und Westheim. In Folge des gänzlichen Bran- des sollten sich dann die Einwohner in Westheim angebaut haben (Varnhagen 40/41). 1349 gestattet Kaiser Karl IV. dem Abte zu Corvey in Horhusen einen Freistuhl zu errichten, in dessen Bezirk Dorpede, Twiste und Westheim ausdrücklich als eingeschlossen erwähnt werden. Diesem Freigericht wurde 1349 ein Freigraf comes…. in der Person des Heinrich Miniken vorgesetzt. (Falke tradit. Corticus p 525 f.e. pag 273.) 1353 Swiker von Westhem, ein Greve, versetzt an …….. Bieleveldes 16 Morgen Land, die am Nunnehange und am Schürenberge liegen, sowie eine Wiese de Diek (Teich) genannt, für 33 Schillinge unter Vorbe- halt des Rückverkaufs. Zeugen: Herr Syvert, der Kirchherr (Kerkher) von Westheim, Swiker de Westhem und Ulrich Bileveldes, |
||||||||
13 |
|
„sub nostro (des Graven) sigillo ….(!). …- ginger: (Abschrift aus dem Reste eines Hardehauser Copiars;- Stolte Urkundenbuch wie oben; Seite172. Anmerkung: der Schurenberg und nicht weit davon „oben in der Wäsche“ die sogenannte „Diechswiese“ existieren heute noch; letztere gehört zum Gute Westheim. Derselbe Swiker „ de Gogreve“ von West- heim, „der neve (Neffe, der Gebrüder Bielevel- 1354 des“ bezeugt am 31. August 1354 in dom. decollationis St. Joh. Papt., dass Swiker Bileveldes im Einverständnis mit sei- ner“Fraw Greten“ und seinem Bruder Obric, unter Vorbehalt des Wiederver- kaufes, seine Kotstede mit Garten im Dorfe Bellinchhusen, die jetzt vom Küster Sandern zu Bellinchhusen bebaut sind: (Herr Bernd Marschalk, eyn prester, Swiker de Gogreve von Westheim“und Nolte de Hase“ sind Zeugen.) für 21 Schil- linge an Johann den Langen zu Boden und dessen Frau Jutte und Sohn Gerlige verkauft habe. Es siegeln als Lehns- herren der „strenge Knape Bertholde van Epe“ und „Nolte de Hase; außerdem der Knappe Johann v. Brobike, de jun- ge, de wonnet to Blankenrode“ und |
||||||||
14 |
|
Swiker de Gogreve von Westheim, der neve der Gebrüder Bileveldes. 1354 Knappe Obric von Westheim und benannte Ritter bekunden Beilegung der Streitig- keit zwischen ihnen und dem Kloster Hardehausen, gelegentlich der Bruder von Epe in der Weise, die alte Grenze bei- zubehalten. Sofern das ohne Wissen ver- letzt wird wollen sie Genugtuung leisten und auf Verlangen binnen 14 Tagen zur Buße in 4 Städten der Diözese Pader- born mit zwei Knechten im Bußhemd Lichter um die Kirchhöfe zu tragen. Ulrich von 2. Westheim verpflichtet sich, für den zuge- fügten Schaden 4 Mark Warburger Pfennige an das Kloster Hardehausen zu zahlen. Ludolf und Johannes v. Horhusen, sowie Swiker von Westheim, UlrichsVater, sie- geln. „Et nos Ludolfus et Joannes dicti de Horhusen et Swickerus de Westheim famuli ad preces Obrici et Rihem predictorum si- gillo nostra appornimus …. scripto in testunomium et rotur premissorum. Datum anno Domini MCCC quinquagesimo quatro, domenica qua cantatur Oculi mei. Super scriptionem videlicet “consignavimus prensentibus approbamus sub codem anno et die Domini, quo supra (Zeitschrift für |
||||||||
15 |
|
Geschichte und Altertumskunde Westfalens Bd. 49, Jahr 1901. Seite 202. Original aus dem Hardehäuser Klosterarchiv jetzt im Besitz der Stadt Warburg, die Siegel ab das Wort „consignavinius“ ist in der Urkunde nachträglich über der Zeile geschrieben und wird am Schlusse be glaubigt. 1354 Nach dem um das Jahr 1354 angefer- tigten Lehnsregister des Stiftes Corvey ist von demselben „mit dem Zehnten zu Aspe und einem Gute daselbst, der Knappe Bodo v. Westheim“ belehnt. (Wigands Archiv Bd. 6, Seite 392.) 1364 Kaiser Karl IV. ernennt 1364 einen Frei- grafen für den freinen Stuhl zu Hor- husen, „unde waz derzho gehöret dem Stiffte Azo Corbey, Azo Twisne, Dörpede med Westheim.(Falke Trad. Cort. 273, 274 u. 525.) 1541 Zwei Jahrhunderte später 1541, wurde in einer Beschreibung des Gaugerichtes „auf den Stoppeln vor Marsberg“ zu die- sem Gerichte gerechnet: Cannstein, Udorf, Lettsmar, Heddingsen, Giershagen, „die Mär- kener, die seien aus der alten oder neuen Stadtberge“, Erlinkhausen Oesdorf, Westheim Helminghausen, Hesperinghausen, Schedhagen, (Kohlgrund) Neudorf. (Spilker, Geschichte der |
||||||||
16 |
|
Grafen v. Everstein, Seite 152) 3. Vor dem 16. Jahrhundert hielten die eigentüm- lichen Verhältnisse worin Corvy und Cöln we- gen der Marsberger Besitzungen standen, und das Auftreten der Grafen v. Waldeck, die Landeshoheit über Oesdorf und Westheim u.a. vollständig in der Schwebe. Das westfälische Wappenbuch des Herrn v. Spieß führt noch 2 verschiedene Wappen der Her- ren v. Westheim auf: Wappenbilder Das Wappen No.1 wurde im Bredelaer- das an dere No.2 im Dalheimer Klosterarchiv gefunden. 1390 Beide sind Siegelabdrücken entnommen und |
||||||||
17 |
|
weisen auf die Zeit um 1390. Bis ins 15. Jahrhundert lassen sich die Herren von Westheim wohl nachweisen. Sie erscheinen zwischen 1075 – 1390, um dann, soweit die hier bekannten Daten reichen, aus der Geschichte zu verschwin- den. Während der Fehden, die am Ende des 14. Jahrhunderts an der Diemel zwischen Paderborn einerseits, den Herren v. Padberg und Brobeke und zumal den Grafen v. Waldeck andererseits, ausge- fochten wurden, gingen manche Ge- schlechter und Kirchdörfer zu Grunde, wie z.B. Essentho, Dorsten (jetzt Gut Wohlbedacht), Kerkelen und manche andere. Wahrschein- lich war das auch das Schicksal von Westheim und seinen Herren, wenn nicht vielleicht der „Schwarze Tod“ ihnen den Untergang bereitete. Westheim wird im15. Jahrhundert in den Registern der Archidiakonalsitze nicht mehr als Pfarrort genannt. Ebensowenig wie der Zeitpunkt des Er- 4. löschens der Herren v. Westheim ließ sich bisher der Übergang Westheims an Herren von Calenberg feststellen. Bestand eine Verwandtschaft |
||||||||
18 |
|
zwischen beiden Geschlechtern? Oder eine Lehns- Brüderschaft! Höchstwahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert kam ein Zweig der Herren v. Calenberg nach Westheim. Sie bildeten mit den Raten v. Papenheim – Canstein eine Sippe unde hatten auch beinahe dasselbe Wap- penbild: einen gekröteten Raben. In der Urkunde von 1269 erscheinen die Herren v. Westheim als Besitzer des Flestunger Zehnten. 1340 Am 1.XII. 1340 bezeugt Husariac in crastino Andreae Abt Theodorius v. Corvey 1336 – 1359, daß Bertholdus de Calenberg mit seinem Bruder auf das Recht auf den Flessunger halben Zehnten, den früher die v. Dimele und Gott- schalk de Westheims vom Stift Corvey zu Lehen getragen, resigniert haben. Daher sei nun das Recht auf das Kloster Marsberg über- tragen. Zeugen:Raven de Papenheimb, Frie- drich und Arnold v. Bistheimb / Westheim?) Knappen; Albert junior und Herboldus de Amelunxen, Knappen (Bernard Stolte. Urkunden. Paderborn 1905. Seite 157.) 1358 Die Priorissa Kunegunt v.Antode ver pfändet Berthold v. Calenberg ihren Hof zu Dalheim für 6 Mark (Chronik v. Dalheim f. XVIII.) 1365 Reinike v. Calenberg verkauft für 10 Mark ein Gut zu Syrexen (Boiden Gudt) an Bernd, den |
||||||||
19 |
|
Propst zu Neuenkirchen (Chronik von Dalheim f. X.c.III) 1384 Gyro v. Calenberg wird, als Dienstmann Simon II., Graf v. Sternberg, Bischofs v. Pader- born,in dessen Fehde gegen Blancenrode genannt. (Schaten II. d.a. 1388.) 1389 Im Bengler-Bund 1389 waren neben 5. den Herren v. Calenberg, auch die Herren v. Cannstein, Brobeke, Pappenheim und viele andere genannt. (Seiberts.c.f. Land- und Rittergesellschaften Seite 188). 1429 Um die Kultur des „Sentfeldes“ in etwa wieder zu heben und herzustellen, suchten die Adelsfamilien v. Padberg, v. Calenberg, v. Brobeke, v. Horhusen, den Prälaten von Bödeken zu bewegen, das 1389 zerstörte Kloster Dalheim wieder aufzubauen und versprachen alle dem Kloster gehörenden Pachten, Grundstücke, und Zehnten wieder herbeizuschaffen. (Chro- nik v. Dalheim Bd. 1 f. XVI.) Anmerkung: aus dem hier Angeführ- ten, mag es Daten oder Namen be- treffen, lässt sich indes nicht mit Bestimmtheit Westheim als Wohnort oder Besitztum der Herren v. Calenberg nachweisen. Sollte aber die aus folgen- der Urkunde hervorgehende Beteiligung |
||||||||
20 |
|
der Herren v. Calenberg an einer Grenzberichti- gung zwischen Hardehausen und den Herren v. 1448 Brobike aus dem Jahre 1448 auf deren Herr- schaft über Westheim zu deuten sein? Laut dieser Urkunde begeben sich der Knap- pe Herbert v. Brobike und seine Frau Bertha der Feindseligkeiten gegen das Kloster Har- dehausen, vergleichen sich mit demselben wegen der „Snede“ dahin, dass die im Jahre 1427, am 23. März auf Grund der Weisung alter Leute zwischen dem Abte Hermann von Hardehausen einer- seits und zwischen Heidenreich von Calenberg von der Calenberg’schen wegen und Geyre v. Brobeke, Herborts Bruder von der Brobek- schen wegen vereinbarte Schnade zwischen den Marken Pominchhusen, Bellinchhusen und Blankenrode, worüber eine vom Abt Albert, damaligen Subprior geschriebene Urkunde vorliege, in Kraft bleiben solle. Außerdem sagt genannter Herbort dem Kloster Hardehausen das Recht zu, für die Klostenjagt auf Brobek’schen Grunde und Boden, „hagen de howende“ und in der Jagdhütte, „to goder wys holt to bernen”, 6 die Schafherden des Klosters auf Brobek’schem Eigentum auf der Dymelen, auf dem Sass- felde und sonst zu hüten und dabei Holz zu |
||||||||
21 |
|
siehe 22, doppelt fotografiert | ||||||||
22 |
|
„bernen to der drifft“ und endlich „koppen (Hopfen) to snidende“.. Diesen selben Vergleich bestätigen noch verschiedene weitere Urkunden (Stolte, Urkunden. 1905 Seite 228). Anmerkung: Hopfen wächst noch heute vielfach wild an der Diemel. Was heißt, „hoppen to tende“. Soll damit das Abernten des wilden Hopfens gemeint sein? Und „pipen de snidende“? Sollten „pipen“ Weidenruten sein oder etwa gar die jungen Hopfentriebe, die zu Ge- müse vielfach gestochen werden? ähn- lich wie beim Spargel Spargelpfeifen. Geyr und Heidenreich v. Calenberg hat- ten 1429 alle ihre Güter zu Dahlheim zum Wiederaufbau des dortigen Klosters 1454 geschenkt. 1454 bestätigt Johann v. Calen- berg diese Schenkung (Chronik von Dalheim Fol. XIX). 1455 verkauft Johann v. Calenberg dem Klo- ster Dalheim ein Gut in Synxen (Uriken Gut) genannt. (Chronik von Dalheim f.94). Ein Begang des Klosters Dalheim am 11. VIII. 1480 1480 wegen Grenzstreitigkeiten mit War- burg und Hardehausen verdient hier er- wähnt zu werden. Außer Herbord v. Brobeke gingen noch alte Zeugen mit. |
||||||||
23 |
|
Sie kamen u.a. vom Liebfrauenberg (unser lewen frowen …….) hinab, erreichten west- lich davon die Fischteiche bei Oddenhusen, kamen in das Tal Wäsche geheißen, stie- gen den Diekberg (Dieberg) hinauf, der jedoch mit seinen Teichen zu Nuttlon gehört, und gingen dann links nördlich zu den Blei- kuhlen unterm Haselbusch. Es erfolgte die- ser Gang durch den bestellten Notar auf die Klagen des Priors zu Dalheim Johann Lonsbeck, der fürchtete, es möchte dem Kloster sonst so gehen, wie mit den Gü- tern desselben zu Dorston, Essentho, Beffte, Westheim, Dorpede, Velsberg, die von Andern widerrechtlich in Besitz genommen waren. (Ausführlicher in der Oesdorfer Pfarrchronik der Vorstehendes entnommen) 7. 1483 Die Herren v. Calenberg verständigen sich mit Dalheim inbetreff der „Hunger-Kämps“ zwischen Dalheim und Husen. (Chronik v.Dal- heim f.138.) 1493 Die Herren v. Calenberg zu Westheim führen unter den gemeinschaftlichen Besitzungen der Familie den Zehnten zu Aspe auf. (Wi- gands Archiv. Bd.V Seite 50). 1493 schließen Hermann der Ältere v. Calenberg und seine Söhne Hermann, Friderik, Reineki einerseits, und Wolf, Raven Gevatter v. |
||||||||
24 |
|
Calenberg andererseits einen Gauerbschafts- vertrag über ihre sämtlichen Güter. Darin heißt es, „Item Westheym uppe de Dymelen, beneben dem Marsberge myt aller Gerechtigkeit, Wosen, Water, Weyden, Tegen den Holt, feld, Gerichte. (Gekede nicht utkliescher!) ist Hermann der Ältere und synen Sonne vorghalf , Wulfens und Ravens de annere Helfte“ usw. (Archiv für Geschichte Westfalens Bd.V. G 1.) 1493 Erzbischof Dietrich v. Cöln, als Vorsteher 17.X. des Stiftes Paderborn, bestätigt als Lehns- herr der vom Stift Paderborn lehnrühri- gen Gesamtfischerei zu „Bellinchhusen up der Dimele“ an Hardehausen am 17. Oktober 1493. Billinghausen denn das ist es , war damals ein Dorf mit eigener Kirche, dessen Pfarrer mehrfach erwähnt werden. Anmerkung: Notizen des Pfarrarchivs zu Westheim erwähnen Billinghausen als ein Nonnenkloster reg St.Bernardus, das in der Reformation abgefallen und Ta- felgut der Grafen v. Waldeck geworden sei. 1494 wurde von Wolf und Raven v. Calenberg und den Konventualen von Dalheim ein Schnadzug gehalten, bei welchem die |
||||||||
25 |
|
beiderseitigen Grenzen festgestellt wurden. Die Calenberger verzichten auf ihr Recht an die "Neue Mühle". (Chronik von Dalheim f. XIX.) 1504 Hermann v. Calenberg verzichtet 1504 auf alle Besitzungen in Dalheim und bestätigt die Schen- kungen seiner Vorfahren (Chronik von Dalheim f. XIX.). 1504 war in Westfalen Erdbeben. 1536 Grenzstreitigkeiten zwischen den Herren v. Calenberg und dem Kloster Dalheim in betreff der Dorfmarken von Nuttlon, Snefelde, Vetsberg ent- schied das fürstliche Gericht zu Gunsten Dalheims. Dennoch dauerte der Zwist fort, bis ein gün- stiger Vertrag von 1573 einen gütlichen Ver- gleich ergab. (Dalheimer Chronik) Anmerkung: Von 1193 an weiß man mit Bestimmtheit Westheim im Besitz der Fami- lie v. Calenberg. Damals scheint auch die Tei- lung in 2 Linien schon angedeutet, wie sie später im Westheimer Unter- und Oberhaus zu Tage trat. 1537 Aus dem Jahre 1537 bestätigt ein früher am sogen. Unterhause befindlicher, später in das alte Astronomiegebäude eingemauerter endlich bei dessen Abbruch in das Zimmer des Grafen H. Stolberg überführter Wappen- stein sehr schöner Arbeit, das Herrenge- schlecht der Calenberge. Neben dem (größeren) |
||||||||
26 |
|
Calenberger Wappen (links) ist ein Frauen- wappen (3 Pfeile) dargestellt, das bisher nicht mit Sicherheit festzustellen war. 2 Wappen II. (Kl.Wappen) Nebenstehendes Wappen, dem Siebmacher'schen Wappenbuch entnommen, ist das der Herren v. Riseleben ? Ob es das des Steines ist?? |
||||||||
27 |
|
Anmerkung: Beim Abbruch der alten Kirche fand sich im Pflaster des Chores, im Unter- bau des Altares, ein Grabstein, auf dem dasselbe Wappen an der rechten unteren Ecke vorkommt; jedoch ist der darunter befindliche Name nahezu zerstört. Das aus kunstloser Arbeit in einem hier nicht einheimischen Stein gefertigte Epitaf dürfte dem Enkel jenes Calenberg gesetzt sein, dessen Wappen von 1537 umstehend abgebildet ist. Die deutsche Sparsamkeit des Grabsteines kann einem wohl auf den Gedanken bringen, ob nicht jener Calen- berg protestantisch gewesen sei? Ohnehin läßt der Untergang der alten Pfarre ähnliches vermuten. Die Annahme des + Pfarrers Köhler, daß das Dorf allein ab- gefallen gewesen sei, die Familie v. Calen- berg aber am alten Glauben festgehalten habe, erscheint eher zweifelhaft, dage- gen erstere Ansicht, daß auch die Familie v. Calenberg protestantisch geworden sei, findet noch eine besondere Bekräftigung im Text der Inschrift selbst der offenbar der Bibelübersetzung Luthers entnommen scheint, wo Weisheit Salomon 3.V.I. heißt: "Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rühret sie an". |
||||||||
28 |
|
Die Seelen der gerECHTEN sind in GOTTES (rechts Zeichnung HaND KEINE des Grabsteins.) Trübsal ruEHRET sie AN. Zu diesems Grab- stein (rechts) ist ( Zeichnung) dies steinere Bruchstück mit dem Calenberger Wappen voraussichtlich zu- gehörig. |
||||||||
29 |
|
1578 Die Knappen Raven und Hermann van dem Ca- lenberge (vergleiche Urkunde von 1493) beleh- nen den Ludolve Snarmann, Bürgermei- ster von Paderborn mit dem halben Zehnten zu "Flessungen by dem Berge". (Stolte, Ur- kunden Seite 409. 1905.) Ebendort Seite 138 wird ein Vertrag des Ebert und Heiden- reich v. Calenberg "über seinen Besitz bei Hau- sen (Husen) und der umliegenden Wiesten- ge und zu Lichtenau mit der Schaftrift" erwähnt. Von 1518 ab befindet sich das Geschlecht der Herren von Calenberg bis 1813 im unterbro- chenen Besitz von Westheim. 1660 kam zwischen den Kloster Dalheim und den Herren v. Calenberg ein Vergleich zu Stande, wegen der Maß und Nachheide in der Fister Mark und zu Husen. (Dalheimer Copialbuch fol. 154 und 155.) IV. Ein Zweig der Herren v. Calenberg be- saß im 18. Jahrhundert zeitweilig Ober- kamenohl an der Lenne, das von ihnen auf die Daldrigh und von diesen an die Vögte v. Elspe, bis auf die Herren v. Bodelschwing (Plettenberg) überging. Zwischen Calenberg und Warburg lag früher ein Dörfchen Holthusen mit einer Ka- pelle und Beneficium zu Ehren des hl. |
||||||||
30 |
|
Nicolaus, den Herren v. Calenberg zuständig. 1650 Seit 1650 benutzte die Familie v. Calenberg die Einkünfte zu Studienzwecken für ihre Kinder, etwa in den zwanziger Jahren wurde dies geistliche Lehen mit der Pfarrstelle in Westheim vereinigt. Über obiges Beneficium heißt es im alten Pfarrbuch: "Das Beneficium ad St. Nicolaum rührt aus einer v. Calenberger Fundation her, und besteht in Finchen Abgaben, resp. Einnahmen, welche von einem Kinde der Calenberger Familie zum Besuch der Universität bezogen wurden, dessen Collation aber penes episcopum war. Allein da diese Familie keine männlichen Erben mehr hatte, und ein zeitiger Pfarrer die 12 Fundations-Messen ergo Stipendium lesen mußte, auch aus der Pfarrfundation Niemand leben konnte, so wurde Werner v. Calenberg genötigt dies Beneficium nolens volens mit der hiesigen Pfarre in perpetuum zu incorporieren. In 3 Linien (die 3. wohl mehr eine Nebenlinie) wurde Name und Namen vererbt. Der Sitz war Rothwersten, ferner Oberhaus Westheim und Niederhaus Westheim. Vom Niederhaus hatte sich eine, mit Curt Reinike I. gräflich |
||||||||
31 |
|
gewordene und in Moskau angesessene Neben- linie abgezweigt. 1778 Zuerst starb 1778 die Westheim-Oberhaus- Linie aus. Die Besitzungen fielen an Johann Werner v. Calenberg, Besitzer des Nie- derhauses Westheim. 1798 Dann starb 1798 Wilhelm Moritz v. Calenberg- Rothwersten und sein Besitz fiel ebenfalls dem Besitzer im Niederhaus: Johann Werner v. Calenberg zu. Dieser vereinigte alles mit dem gesammten Calenberger Lehns- besitz; starb aber 1813 kinderlos zu Pader- born, "ohne gültiges Testament, weshalb sich ein langwieriges Prozessieren zwischen Allodial- und Feudal-Pretendenten erhob", wie es in der Westheimer Gemeindechronik heißt. Um sein Testament entstand Prozess zwischen seinen Lehnserben den Grafen v. Calenberg und seinen Allodialerben, einer zahlreichen Sippe von Libikonsorten. Laut Urteil des Königl. Oberlandesgerichts 1821 zu Paderborn vom 20.VI.1821 und des II. Senats desselben Kollegiums 1823 vom 20.12.1823, sowie nach einem am 2.VII. 1824 mit den Allodialerben geschlossenen Vergleich fiel Westheim an den Lehnserben, den Grafen Curt Heinrich v. Calenberg, in desssen Händen |
||||||||
32 |
|
es aber freies Allod geworden war. Da Graf Curt Heinrich v. Calenberg 1817 1817 gestorben war, und die ideele Hälfte von Westheim am 17.II.1817, an den Land- und Kriegsrat v. Hidessen ver- kauft wurde, gelangte Westheim zu einer ideelen Hälfte in den Be- sitz der Witwe des Grafen Curt v. Calenberg bezw. in den Besitz deren Erben, des Grafen Grafen Bernard Hein- rich Ferdinand, edlen Herrn zu Lippe- Sternberg. VI. Die gräfliche Linie Calenberg war protestan- tisch, ebenso der Graf Lippe. 1837 vereinigte Hauptmann Engelbert durch Kauf das Eigentum der beiden ideelen Hälften in seiner Hand. Am 10. Juli 1840 1840 kaufte von ihm der Graf Joseph Theodor zu Stolberg-Stolberg das Gut Westheim. In den 1840er oder 50 ziger Jahren war dann noch ein Graf Calenberg von Oester- reich hier, um Erbansprüche an den Calenber- ger Nachlaß klarzustellen. Er war krank und in mißlichen pekunären Verhältnis- sen und verkaufte seine Erbansprüche an Herrn Ripe in Paderborn und starb dort schon bald nachher. Herr Ripe folgte damit ob und soll daraus an Rent- |
||||||||
33 |
|
Abfällen bedeutende Geldbeträge erworben haben. Die hier in Frage kommenden Gefälle waren jedoch nur noch auf den Warburger, ehemals Calenbergischen Besitzungen begründet. In Westheim war durch den Vergleich von 1824 das Rechtsverhältnis anderweitig geregelt. (Stammbaum) |
||||||||
34 |
|
In der Zeit ihres Bestehens hat die Fami- lie v. Calenberg mehrfach fromme Stiftun- gen für die Kirche, die Schule oder die Armen von Westheim gemacht. Be- sonders erwähnenswert sind die Stif- tungen des Franz v. Calenberg, der in Fulda Propst und Luberta v. Calenberg, die Äbtissin des Stiftes Geseke war. Der Wortlaut dieser Stiftung ist fol- gender: "Im Nahmen der Allerheiligsten und Unzertheileten Dreyfaltigkeit. Amen. Ich Anna Lubberta von Calenberg, Abber- tissin deß hochadeligen ....... welt- lichen Stieffts Geseke thun kundt und bekennen hiemit, demnach Ich den an- theil von einigen 800 ..... , welche mein liebe Fraw Baes weyland die hochwohlgeboh- rene Fraw Anna Elisabeht wittib und gebohrene von Calenberg hochsehligen anden- kens mihr und meinen beyden Frl. schwestern Clara Elisabeth und Anna Ca- tharina von Calenberg per donationem inter viros geschenkt hatt, sambt darort restinenden Interesse nach Abzug der deshalb angelegten Kosten 350 sage dreyhundert fünfzig .... zu höchsten |
||||||||
35 |
|
Ehr Gottes und der seehlen und daß näch- sten bestens zu verwenden resolviret, daß ich dem zu folge mit weisem Rath als verordnet, disponieret und guthbefun- den, daß von dem von als solchen 350 ... welche ich nunmehr bey meinen Herrn Brüderen dem hochwohlgebohrenen Herr Ivan Melchior von Calenberg her zu West- heim Wizingen und Rostwentheim und auf dessen güthern in Sp.... den zehndten zu Ostorff und Westheim zum Capital be- legt: / einkommen von jährlichen Zin- sen ad 17 1/2 sage zu sieben zehn und einen halben .... der zeitigen her Pastor zu Westheim jährlich 5 ... genießen und dafür durchs Jahr alle Monath eine Messe vor die seehl hochbesagter meiner fraw Baes Anna Elisabetha von Calenberg und nach meinem absterben vor meine oder die sonst aus unserer Familie eines suf- fragiv in dem Feyfeuer anoch nöthig hätten sonsten aber vor deren seehlen die Zeit Lebens sonderliche verehrer der aller- heiligsten Mutter Gottes und Jungfrawen Mariae gewesen, so dan zu Ehren der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit 3 Maß umb Erhaltung Fried und Einigkeit behte, und weilen der Küster dieserhalb |
||||||||
36 |
|
in der Kirchen mehr aufwarten muß, soll selbiger auch davor 1 rhltr 9 gr. jährlich zu erheben haben und der Kirchen vor wein, hostien, und licht 1 rhltr 9 gr- zu gute kommen. Weiter soll von diesem Interesse der zei- tigen Schulmeister jährlich 2 rhltr und dafür drey arme Kinder ohne weite- ren Entgeldt zu lehren empfangen und sollen zu beschaffen der Kleyder solchen dreyen Kinderen deren Eltern oder anverwandten oder dieselben bey sich erhalten werden jährlich 3 also vor jedes Kind 1 rhltr gezahlet werden. Weilen nun nach Abzug dieser gelder 5 rhltr übrig bleiben, so sollen selbige nach gut befinden zeitlichen Besitzern des Hauses Westheim zur Information anderer armen Kindern Mädtgen oder Buben nach dem der schulmeister da- von vor sich 24 gr. vorab genohmen, vertheilet werden, und sollen die schulkinder alle sambstag in der schule zu meiner Intention und Meinung 3 Vatter unser und 3 Ave Mariae betten, über dieses alles will ich den zeitlichen Pastori den Empfang außgab und dis- position der gestaldt aufgetragen haben, |
||||||||
37 |
|
daß er die obligation auf erwähntes Capitale der 350 rhltr in Archivio Seclesia bey anderen Kirchen briefen nach meinem gottgefälligen Todt wohl verwahre, die Interesse davon bey dem Haus Westheim und dessen zeit- lichen Besitzeren, oder welcher das Capital mit vorwissen der Possessoren des Hauses Westheim zu verzinsen, ins Künftige über- nehmen würde, jährlich trewlich und fleißig beymachen, und nach vor hin gesetzter Ver- ordnung dispensiren, so dan alle Jahre dem Besitzeren deß Hauses Westheim accurate rechnung gebe, und woh er dießfals eini- ge fernere Kosten auf legen müsste, soll Err dieße auß dem überschuß vorhin zu nehmen befugt seyen. Dan will ich II. auch vorhin genannten meinen Heren Brüderen und dessen Descendenten von der Familie von Calenberg wie auch zei- tigen heren besitzern deß Haußes Westheim auch wo selbige darin noch seyen würde alle geist und weldtliche Obrigkeit instän- digst gebetten haben, acht zu haben, daß dieser meiner verhoffentlich gottge- fälligen Intention ohn fehler nachgelebet und alsolche jährliche Interesse ad pias causa vorhingesetzter maßen richtig verwen- det, verordne, zu dessen mehrer Be |
||||||||
38 |
|
kräftigung Ich dan Ihre hochwhl. den Herrn Vicarium Generalen in Spiritualibus zu Paderborn hiermit demüthig ersuche dieße meine fundation und Verordnungen Akoritate ordinaria zu confirmiren, be- kräftige und bey dem Archivis Nica- riatus Generalis so wohl eine Copy von der Obligation auf die 350 rhltr, also auch von dieser fundation zu apernieren verkundt meiner eigenen und ange- bohrenen adelichen Pittsaft so geschehen Geseke des 18. Novembris 1724. 1.) Wenn dieses Capitale sollte abgelegt werden, soll ein zeitlicher Possessor des oberen Hauses Westheims mit dem h. Pastor sorge tragen, das es vor allen Dingen voll und sicher angelegt werde, solches wirdt ihnen auf ihre seell und gewissen an- befohlen. Nos Pantaleon Dei et Apostolica Sedis Gratia Episcopus Thyatirenus, per Civitatem et Diocesi kane Paderbornensem in Spi- ritualitus Administrator Apostolicus et Suffraganeus, Abbas Abdingh-hoffensis, Sacra Congregationis Benedictino-Bursfeldensis |
||||||||
39 |
|
per Germaniam Praeses Principalis Archidiaconus in Ahne et Thide, omnibus haxeristeris Salu - tene in Domino. Cum Roma ac Perillustris Domina lu. Anna Luberta de Calenberg Imperatis ac Saccularsi Capituli Gesekensis Abbatissa, fundationem Praesentem notiar par impetrando approbetione ratificatione et confirmatione fecerit presenta- bri. Nos a quae enidem petitioni deferentes cum pia haci fundatio ad majorem Dei gloriam Salutem animarum, et metiorem juventutis instructionem tendat, candem laudandam. approbandam et confirmandam duxinus, par est per praeventis anthoritate Episcopati et ordinaria in omnibus punetis et clausutis illam laudamus, approbonis et confirmanus in quorum fidem hic Sigillo nostro numi tis propria mani Intseriptionum. Paderbornae die Seconda januaris Anno Millesimo Systingentesimo vigesimo quinto. Pantaleon Administrator en Spiritualitus deputationi. |
||||||||
40 |
|
Es dürfte gewiß von Interesse sein bei der Geschichte Westheims, auch über Ur- sprung und Schicksal zweier Ortschaften zu erfahren, die im Laufe der Zeit als solche untergingen, deren Namen aber erhalten blieb und die örtlich zum Ter- ritorium von Westheim gehören. Aspe. An den Fuß des Hohenlohes schmiegte sich ein Dorf Aspe genannt, welches dem Hohlweg den Namen „Asper-Grund“ gab. Schon in früher Zeit wird das Geschlecht der Ritter v. Aspe erwähnt. 1200 Ritter Adam v. Aspe schenkt der Kirche zu Marsberg den Zehnten 18 Denare zu Hasselborn (Chronik v. Dalheim f. 123). IV. 1219 Ritter Adam v. Aspe verkauft 2 Hufen Land bei Hasselborn an Bredelar und wi- derholt den Kauf mit Zustimmung seines Bruders und Stiefvaters. 1222 Adam v. Aspe schenkt 4 Mausen im Sentfelde dem Kloster Bredelar (Chronik v. Dalheim f. 45) 1227 stiftet derselbe eine Memoria für sich und sein Geschlecht und weißt dazu 6 schwere Denare aus dem Zehnten zu Hasselborn |
||||||||
41 |
|
an (Dalheimer Chronik f. 18 . Westfälische Urkunden Bd. IV. No. 159 Seite 106). 1240 wird die Stifung von 1219 nochmals bestätigt (Westfälische Urkunden Bd. IV. Seite 54 No. 80.) 1248 den Kaufvertrag zwischen Corvey und Bredelar vom Jahre 1248 unterzeichnet u.a. auch ein Ritter Adam v. Aspe (Westfälische Urkunden Bd. II No. 389). Durch seine Freigebigkeit zeichnete sich dieser Adam v. Aspe 1240 – 1259 besonders aus. Derselbe 1250 schenkte 1250 mehreren Kirchen u.a. Westheim Nesdorf, Essentho eine Rente zur Anschaffung des Messweines an hohen Feiertagen,wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten; „damit er nicht mehr, wie bis dahin üblich, erbettelt werden soll.“ (Seibertz Urkunden Bd.I. Seite 328 und 264). 1278 Berthold zu Höxter, Bürger zu Marsberg er- wirbt von Gerlach v. Essbyke gen. Dickeberg dessen Güter in Aspe als Lehen (Seibertz.a.a. O. Urkunden No. 384) 1285 macht ein Ritter v. Aspe dem Beguinen- haus zu Ober-Marssberg eine Schenkung (J. W. Fischer „die Eresburg“ f. 118.) Seibertz Urkunden I. Seite 558) Von jetzt ab werden die Herren v. Aspe nicht mehr genannt, wohl aber noch der Besitz Aspe als solcher. |
||||||||
42 |
|
siehe Seite 44, doppelt fotografiert | ||||||||
43 |
|
siehe Seite 45, doppelt fotografiert | ||||||||
44 |
|
1294 Graf Otto v. Waldeck belehnt den Ritter Di- derich v. Medenike mit einem Hofe, curia zu Aspe. (Spilker, Geschichte der Grafen v. Everstein Urkunden No. 252a) V. 1311 Ritter Obric v. Westheim schenkt dem Stifte Corvey für Güter, welche das Stift der Kirche zu Beringhausen gegeben hatte, 5 Hufen zu Aspe nebst 4 Hufen zu Westheim und 7 ½ Hufen zu Velzeberg (Falke tradit Corb. pag. 723) 1325 Conrad v. Horhusen, Knappe, tritt an seinen Bruder ein Gut in Aspe ab (Seibertz Urkun- de Bd. No. 614). 1338 Bodo v. Horhusen ist von dem Grafen Gott- fried v. Arnsberg mit Gütern zu Aspe be- lehnt. 1354 In dem 1354 angefertigten Lehnsregister des Stiftes Corvey heißt es:“ Der Knappe Bo- do v. Westheim mit dem Zehnten zu Aspe und einem Gute daselbst.“ (Wigands Archiv Bd. VI. Seite 392.) 1416 In dem Güterverzeichnis des Klosters Brede- lar wird unter den Besitzungen des Klo- sters aufgeführt:“ Item to Aspe“, ein Gut und „is wöste“ (Seifert, Quellen der West- fälischen Geschichte, Bd. I. Seite 150) 1455 Das Stift Corvey schenkte seine Rechte an dem verwüsteten Dorfe Aspe dem Kloster |
||||||||
45 |
|
Dalheim.(Wigands Geschichte Bd. I Heft I. Seite 25 und 26). Um dieselbe Zeit hatte auch die Familie v. Brobeke ihre Ansprüche an den dritten Teil des Dorfes Aspe dem Kloster Dalheim schenkwei- se überlassen. 1493 Die Herren v. Calenberg zu Westheim führen unter den gemeinschaftlichen Besitzungen der Familie den Zehnten zu Aspe auf (Wigands Archiv Bd. v. Seite 5) 1496 Philipp Graf v. Waldeck belehnt den Prior und Convent zu Dalheim mit einem Drittel des Dorfes zu Aspe (Chronik v. Dalheim f. XXXIII. 1497 vergleichen sich Dalheim und Bredelar dahin, daß Dalheim unter andern 1/3 der Mark Aspe an Bredelar zurück gibt (Westfälische Urkun- den 225). 1526 Philipp der Aeltere, Graf v. Waldeck über- läßt 1/3 der ganzen Mark Aspe, welche frü- her dem Prior und Convent Bredelar besessen hatte, dem Kloster Dalheim als Lehen. (Chro- nik Dalheim f. XXXIV. VI. Aspe muß in der Benglerfehde zu Grunde ge- gangen sein. Der Grund und Boden von Aspe gehört gegenwärtig teils nach Westheim, teils nach Desdorf. Abgaben, Zehnten, Hude- gerechtsame sind in neuerer Zeit durch die |
||||||||
46 |
|
rheinisch-westfälische Rentenbank zu Münster abgelöst. Velsberg. Den kahlen, schroff abfallenden Felsberg, nord-östlich von Westheim, krönte einst ein Dörfchen gleichen Namens. Es wird in verschiedenen Urkunden erwähnt. 1311 schenkt Ritter Obric de Westeym dem Stift Corvey 7 ½ Hufen zu Velzeberg. (Falke tradit. pag. 723) 1440 wird Veltberg in dem Verkaufsbriefe der Herren v. Haerhusen erwähnt, welchen ge- mäß ein halber Zehnt zu Velsberg und 2 Hufen Land an Dalheim übergehen. (Chronik von Dalheim f. XV.) 1496 Heinrich Lüdeken zu Marsberg schenkt mit Zustimmung seiner Frau und Kinder dem Kloster Dalheim 11 Urkunden „sprechen- de up ickteswedke, leider lange tyd verwöste- te göderie un nu vor dorpen, dorpmarken, kleni und grot, by dem berge, an der D…. le hvi eder side, un an dem Sentfelde belegen, - als Westen, Dorpede, Velsberg, Bodon, Essentho.“ 1480 der schon einmal erwähnte Begang des |
||||||||
47 |
|
Klosters Dalheim fand deshalb statt um weite- re widerrechtliche Wegnahme von Klostergü- tern zu verhindern, wie sie schon in Dorsten, Essente, Dorpede, Westheim, Velsberg vorgekom- men waren. Wann das Dorf Velsberg untergegangen ist, vermag man nicht mit Bestimmtheit zu sa- gen, wahrscheinlich in der Soester Fehde. An dem Bache am Wäscheberge lag in der Muddenschlupp die Mühle (jetzt Vigilken- Wiese, sogen. wegen der zahlichen Stiefmütter- chen) gleich darüber auf der anderen Seite des Baches, im sogen. Monsloppe, die Ro- senkranzhütte, deren Bewohner durch Die- bereien übel berüchtigt waren. Vergeblich hatte man sich lange Zeit bemüht, sie aus 1727 ihrem Winkel zu vertreiben. Im Jahre 1727 ließen die Herren v. Calenberg ihnen auf den Felsberg ein Haus bauen, um sie so aus ihrem Schlupfwinkel heraus zu locken.Da- rauf ließen die Calenbergher dieses Haus heim- lich anstecken und in der Kälte des Win- ters mussten die Bewohner sich notgedrun- gen entschließen, nach Westheim zu zie- hen. Einige Glieder dieser zahlreichen Nach- kommenschaft, fährt die Oesdorfer Chronik fort, leiden bis auf den heutigen Tag noch an diesem Erbfehler („andere leider auch!“) wel- |
||||||||
48 |
|
cher dem ganzen Dorfe den Spitznamen „Stuhr-Westen-Stehlwestheim“ eingetragen hat. 1760 war im 7 jährigen Krieg das Lager der Verbündeten in Felsberg aufgeschlagen 1840 ging beim Ankauf von Westheim auch Velsberg in den Besitz des Grafen Stolberg über. Seit den 70. Jahren ist dort ein Vorwerk angelegt, das von der Gräfin Caroline Stolberg erbaut, im Volksmund „Carolinenburg“ heißt. II. Anmerkung: durch die Güte des derzeitigen Pfarrers P. Hufnagel ward uns die interessan- te Oesdorfer Chronik, verfasst vom + Pfarrer Heitemeyer, zugänglich, wurde es möglich ! wurde, die hiesige Chronik um viele Da- ten zu bereichern und zu erweitern. Die Geschichte von Aspe und Velsberg ist derselben vollständig entnommen. - In der Zeit seines Bestehens sah Westheim mancherlei Ungemach: Krankheiten, Hun- gersnot und Krieg suchten es heim. Am schwersten litt es wohl in der Beng- 1384-1384 ler oder Stiftsfehde 1384-1394 und im Soester 1444-1449 Krieg 14344-1449, der alles niederriß, was man nach dem vorhergegangenen Krieg |
||||||||
49 |
|
gewagt hatte, wieder aufzubauen; 38 Ort- schaften gingen auf dem Sintfelde zu Grunde, dazu gehören auch Aspe und Velsberg, die damals nach Oesdorf eingepfarrt waren. Noch waren die Wunden dieses Krieges nicht vernarrbt, als von neuem der Kampf losbrach. Bischof Simon III. von Paderborn zog 1464 1464 gegen den Landgrafen Ludwig v. Hes- sen um die Verwüstungen, welcher jener im Soester Krieg angerichtet hatte, zu ahnden (Schaten annal. II ad . a. 1464) 1539 wütete eine furchtbare Hungernot im Pader- borner Land, sodaß selbst vornehme Leute bet- teln gingen. 1540 trat die Pest hinzu und raffte eine große Menge Volkes hinweg, ebenso im folgenden 1541 Jahre 1541 (cf. Henricus Abbas Marienmünster in suo diario) 1625 Um 1625-26 und 1636-38 trat abermals die 1626 Pest auf verbunden mit Ruhr 1641 grassierten die Blattern, gleichzeitig suchte Teuerung die Bewohner heim und Erdbeben vermehrte die Not. Im 30.jährigen Krieg litt das Paderborner 1622 Land 1622 durch den Herzog Christian v. Braun- schweig (der tolle Christian); 1631 zumal durch 1631 die Schweden und Hessen, durch die Kaiser- lichen und Franzosen. |
||||||||
50 |
|
Beim, Abbruch des alten gräfl. Oekono- miegebäudes 1892 kamen überraschende Dinge zum Vorschein. Während ein Teil der Mauern, wohl von späteren Um- bauten herrührend, von selbst fast um- fielen, erwiesen sich andere als un- zerstörbar, so zwar, daß sie zerschossen werden mussten. Im Fundament fand sich auch eine Münze, - wohl die des Grund- steines, - aus Silber, deren Gepräge, soweit es ersichtlich hier wiederge- ben wurde (etwas vergrößert). Zweifelhaft ist Münzseiten nach Ferdinand die römische IV, da unzweifelhaft von 1637 – 1654 Ferdinand III. regierte. Im- merhin ist hier die Prägung deutlich. Undeutlich ist die vorletzte Linie, die aber das Datum 18. Juni –XVIII. IVNY – als Krö- nungstag Ferdinand III.ens angeben würde. Die Jahreszahl sieht auf den ersten Blick aus wie 1633; dürfte es 1637 sein – (1633-7?) Die Münze lässt darauf schließen, daß in den Wirren des 30. jährigen Krieges das Unterhaus zu Westheim in Feuer aufgegangen war, vielleicht in den Pappenheim-Hessischen Kriegszügen 1631-32? |
||||||||
51 |
|
und 1637 / 1633?) wieder aufgebaut wurde, nach- dem schon vorher andere Bauwerke entstan- den und vergangen waren, wie die Fundamente eines viel älteren Turmes, an der Stelle des früheren Kuhstalles, be- zeugen. Auch der 7 jährige Krieg 1756-1763 wütete in hiesiger Gegend. Am 1. Dezember 1758 überschwemmten Engländer, Hessen und Braun- schweiger das ganze Paderborner Land, nicht ein Dorf blieb verschont. Am Felsberge war ein Lager errichtet; die Bauern von Oes- dorf und Westheim brachten Wasser und er- hielten von mitleidigen Soldaten Brod, wel- ches sie selbst längst nicht mehr hatten (Bessen, Geschichten Seite 223) nachdem ein Un- wetter, zumal in Westheim, die ganze Ern- IV. te vernichtet hatte (Geschichte und Alter- tumskunde Westfalens 70 B.Abt.II.Seite 99.) 1760 Im November 1760 kostete ein Scheffel Weizen 5 rhd.6 Mogr; der Roggen 3 rhd, 12 Mgr; eine Molle Salz 20 rhd. 1762 Im Juni 1762 kostete der Scheffel Roggen 9 rhd; Große 7 rhd 18 Mgr; das Maaß Brandwein 1 ½ rhd. 1 Pfund Kaffee 30 Mgr. Die Bauern back- ten sich Brot von Eicheln und starben viel- fach an Verstopfung (Geschichte von Waldeck cf. H.Huntze (entnommen der Oesdorfer Chron. f.29) |
||||||||
52 |
|
1807 Als 1807 Napoleon seinen Bruder Jérome zum König von Westfalen machte, trat auch für Westheim, das bis 1803 zum Fürstentum Paderborn und dann nach der Säkularisation als Erbfürstentum des Königreiches Preußen Friedrich Wilhelm III. gehört hatte, eine Veränderung ein. Unterstanden die Dorfrichter bis dahin der Kontrolle des landrätlichen Kreises Beverungen unter Freiherr v. Metternich als Landrat, so wurde die Comune Westheim nun dem Departement der Fulda, Unter-Präfektur Paderborn, mit dem Unter-Präfekten Freiherrn v. Coesfelde und dem Canton Winnenberg zugeteilt. Nach der großen Schlacht bei Leipzig 16. 1813 17. 18. Oktober 1813 kamen am 3. November 1813 die ersten Kosaken auf der Ver- folgung Jéromes durch Westheim. Das Königreich Westfalen wurde für aufgelöst erklärt und so kam Westheim wieder in preußische Verwaltung. Zu dem unter dem Namen „Landwehr“ in Paderborn errichteten Regiment stell- te Westheim 31 Mann; viele folgten zudem freiwillig als Jäger „dem All- gemeinen Aufruf“. Die sämtliche waffenfähige Mannschaft |
||||||||
53 |
|
übte als Landsturm jeden Sonn- u. Feiertag mit Lanzen und Gewehren unter dem Frie- densrichter Freyherrn v. Hartmann z. Fürstenberg als Kommandant. V. Auch zu den Magazinen für Fourage, Mehl, Kleidungsstücke etc. lieferte Westheim er- hebliche Beiträge, z.B. 84 Scheffel Roggen 201 Scheffel Hafer 8 „ Weizen 10 „ Kartoffeln 20 Zentner Stroh 40 Zenter Heu 2 Gne Branntwein viele Schuhe und über 100 Taler bares Geld. 1813 Von August bis September dieses Jahres herrschte eine ansteckende Seuche, an der 300 Menschen krank lagen und 27 in 1 Monat starben. 1814 Als Napoleon nach den 100 Tagen Elba ver- ließ und der Krieg von neuem entbrannte, wurde auch unser Paderbörner Landwehr- Regiment einberufen und in den Nie- derlanden stationiert. Dort beteiligten sich auch die braven Westfalen mit an der Schlacht bei Waterloo; 2 Westheimer: Franz Flechner und Christian Aschhauer starben den Heldentot. 1815 Am 1. Januar 1815 war bereits der Code Na- poleon wieder abgeschafft und preußisches Recht eingeführt, Friedensgerichte wurden |
||||||||
54 |
|
aufgehoben und Land und Stadtgericht eingerichtet. Westheim wurde, da die v. Calenberg auf die Wiederherstellung des Patrimonial-Gerichtes verzichteten, dem Landgericht in Büren und für die 2.Instanz dem Oberlandgericht in Minden, später in Paderborn einverleibt. Da- mals ward Westheim auch dem Kreise Büren eingegliedert. 1815 wurde die Erhebung des Schulgeldes durch den Ortserheber eingeführt und dem Leh- rer mancher Ärger genommen. 1816 entstand infolge des nassen Sommers Hungersnot. 1817 waren die Wege im Dorfe so grundlos, daß sie bei schlechtem Wetter sich bei- nahe als unpassierbar erwiesen. Das Pfarrhaus war in schlechtem Zustand, die Schulklasse so klein, daß kaum für 1/3 der Schulpflichtigen Raum war, daher der Unterricht höchst unvollkommen gegeben werden konnte. VI. Auf Veranlassung der Regierung zu Minden wurde der alte Brauch, wonach jedes Schulkind dem Lehrer täglich 1 Splitt- holz mitbringen musste, aufgehoben. Dafür dem Schulgeld 16 Silbergroschen zu- gesetzt. (Alte Leute erzählen, daß dieser |
||||||||
55 |
|
Gebrauch trotzdem bis in die 40. Jahre fortbestan- den habe. da es den Lehrpersonen bei der geringen Besoldung kaum möglich war aus derselben die Heizung des Schulofens zu bestreiten.) 1817 Im September 1817 wurde das ganze preuß- sche Reich mit einer duanen Linie umzogen und hier in der Gemeinde gegen Waldeck bei Allenrichters Hause ein Zollamt II. Klasse errichtet. 1820 zählte das Dorf 707 Seelen, nachdem es 1800 nur 496 Einwohner hatte. 1821 bauten die Gemeindeglieder die erste Kunst- straße, auch wurde im selben Jahre der Grundstein zur neuen Schule gelegt. 1823 wurde nach den Sommerferien zum 1. Mal in der neuen Schule Unterricht gehal- ten und die Kinder feierlich eingeführt. 1826 wurde das Calenberger Gut an Meyer und Albrecht aus dem Hannover’schen verpachtet und die Gebäude repariert. 1828 In der Zeit von 1828 – 1830 wurde die Pro- vinzialstraße gebaut, die mitten durchs Dorf nach Bredelar, resp. Scherfede führt. Bis zur Anla- ge der Chaussee war die Gegend sozusagen wegelos. Zum Belege hierfür soll nur er- wähnt werden, was der verstorbene Jubilar Pfarrer Heinrich Lohmann von Scherfede zu |
||||||||
56 |
|
erzählen pflegte: wenn man früher von Scherfede nach Marsberg zu Wagen sich habe begeben wollen, so hätte man ungefähr 10 Mal! durch die Die- mel fahren müssen! Es ist für unsere Begriffe eine unbe- greifliche Unterlassung der früheren Regierung, das Verkehrswesen so völlig vernachlässigt zu haben. Freilich verfüg- te sie nicht über eine straffe Polizei VI. und die Einwohner wehrten sich gegen Hand und Spanndienste und „Wege- bollwerkerei“ auf das zäheste. Immerhin hatte der Zustand zur Folge, daß aus der hiesigen Gegend, soweit über- haupt Getreide ausgeführt wurde, was bei dem sehr elenden Zustand der Boden Kultur nicht in hohem Maße erfolgte, das Getreide auf Eselsrücken nach Gesche oder …………. gebracht wurde! ! 1830 wurde die neue Chaussee abgenommen und in Gebrauch gegeben, auch gleich von den zahlreichen Reisenden zu Wagen und zu Pferd ein Chausseegeld erhoben. (Die Nachkommen des Einnehmers (Gristel heißen bis auf diesen Tag Pariers (Barière). Auch nach Oesdorf wurde der Weg chaussee- mäßig angelegt und Jeder musste 2 Tage |
||||||||
57 |
|
daran arbeiten. 1836 Am 22. und 23. November 1836 tobte ein heftiger Sturm, der den Kirchturm beschädigte und den Hahn herunter riß. 1837 kaufte der Gutsbesitzer Herr Hauptmann Engelbrecht das Gut Westheim von den Calen- berger Erben Graf Lippe Sternberg für 65000 Th. Am Tage vor St. Vitus wurde die neuerrichte- te Schützen-Gesellschaft vom hochw. Pfarrer Evers eingeweiht, ein feierliches Hochamt gehalten und vom selben eine feurige Re- de gehalten. Kurz dieser hochw. Mann bediente sich einer solch ausdrücklichen Be- lehrung, wie sie seit undenklichen Zeiten in hiesiger Kirche nicht gehalten wurde. Sodann sollten am St. Vitusfeste die Schützenkompagnie die Prozession in voller Parade begleiten und nach Beendigung derselben zum Tanze führen. Das 1. Schüt- zenfest wurde am 3. August gefeiert. 1839 herrschte im Dorf die Friesel- oder Fleckkrank- heit, woran ungefähr 46 Personen starben. 1840 der Rittergutsbesitzer Engelbrecht verkaufte das Gut Westheim an Joseph Theodor Graf zu Stolberg für 68000 Thaler. Der Kaufvertrag wurde in der sogen. „Paulinenquelle“ zwi- schen Westheim und Marsberg unterzeichnet. |
||||||||
58 |
|
Anmerkung: Vorstehende Daten sind der Ortschronik entnommen, geführt vom jeweilichen Orts-Vorsteher. Daran mag sich am besten die Neuere Geschichte Westheims bis etwa 1890 an- schließen, um dann an der Hand der Biographie des Pfarrers fortgeführt zu werden. 1840 Für das Krankenhaus in Paderborn zahlte die Gemeinde einen jährlichen Betrag von 2 Reichsthalern, der Direktor der Anstalt Dr.Schu…. hebt das in seinem Jahres- bericht lobend hervor und wünscht dem Kreise Büren, daß ihre Wohltätigkeit der Grund zu neuem Wohlstand werden möge. Bis 1832 wurden im Paderbörner Kranken- haus aus den Ortschaften des Kreises 1204 und bis 1834, 120 Kranke unentgeltlich verpflegt. 1843 war Hungernot infolge eines nassen Jahres. Graf Stolberg ließ Brot backen – 6 Pfund Brot zu 5 Silbergroschen (501) auch Brot in den Nachbardörfern unentgeltlich ver- teilen. Im November wurde der Landrat Herr v. Hartmann wegen Altersschwäche seiner Stelle enthoben und Gf. Stolberg eingesetzt. |
||||||||
59 |
|
1845 An den Kartoffeln zeigte sich zum ersten Male die Fleckenkrankheit verbunden mit wider- lichem Geruch. Man nannte das hier ron- gisch, weil zu der Zeit der abgefallene Priester Ronge die deutsch-katholische Kir- che gründete. 1846 Infolge des zu heißen und trockenen Som- mers war die Ernte wieder schlecht, die Kartoffeln wieder krank und von neuem trat Teuerung ein. 1847 durch die ausgewinterte Frucht und die vorhergegangene schlechte Ernte trat eine solche Hungersnot ein, wie sie im gan- zen Jahrhundert noch nicht erlebt war. Grf. Stolberg ließ für die Armen in seiner Küche kochen und vom landwirtschaftli- chen Verein wurden für dieselben Korn VIII. und Kartoffeln gekauft (Wie jetzt noch alte Leute erzählen, besuchte Gf. Stolberg mit seiner Frau, geb. Gfn. Spee viele Arme und Kranke; die Gräfin verteilte persönlich die Suppe, pflegte die Kranken, verband Wunden und suchte die Not zu steuern, wie immer sie nur konnte.) 1848 Der Durst nach Freiheit und Gleichheit ließ, wie die Dorfchronik erzählt, auch die Westhei- mer nicht ruhen. Durch unruhige und von Branntwein benebelte Köpfe aufgestachelt |
||||||||
60 |
|
rotteten sie sich zusammen und zogen zuerst nach Billinghausen, um vom Gutsbesitzer Schreiber alte Gerechtsame wieder zu erlangen. Dann kamen sie zum Grafen Stolberg und verlang- ten mit Drohungen und Geschrei Verkoppelung und Herstellung alter Gerechtigkeiten. Durch seine Kaltblütig- keit und das Dazwischentreten des Pastors wurde das Schlimmste verhü- tet. (Von Augenzeugen wird erzählt daß der hochw. Herr Pastor dem auf- geregten Volkshaufen entgegentrat und ihn mit gütigen Worten zu beruhigen suchte, jedoch bei dem all- gemeinen Geschrei nicht zu Worte kam. Ein Mann, Lucknir, den Pastor in- mitten des drohenden Haufens sehend und in Gefahr wähnend, warf sich mit einer Wagenrunge bewaffnet zwischen die Menge nach allen Seiten hin derbe Schläge austeilend. Nur mit Mühe vermochte ihm der Pfarrer Bach- haus klar zu machen, „daß mine lei- wen Westheimer nix danet“.) Um den Leuten Arbeit und Verdienst zu geben, wurde am Hoppenberg, vom Eibendahl her ein Weg, der sogen. „Romlutius“ |
||||||||
61 |
|
Weg angelegt. Zur Wiederherstellung der Ruhe wurde ein Kommando von 80 Mann in hiesige Gemeinde gelegt und 1 Nacht bei den schlimmsten Anstiftern einquartiert. Der Andreas Rosenkranz, vulgo Höpper, wur- de mitgenommen, bald aber wieder frei- gelassen.“ In anderen Orten verlief die Gährung nicht so harmlos, so wurde z.B. in Fürstenberg das Schloß gestürmt und das wertvolle Archiv mit vielen alten Dalheimer Urkun- den und Handschriften ein Raub der Flam- men, Graf Westphalen musste flüchten. 1849 wurde ein Verein errichtet, und es ver- sammelten sich die Einwohner in bedeuten- der Zahl fast jeden Sonntag in der Schule, wo über politische und kirchliche Fragen Vorträge gehalten wurden, wobei jeder frei seine Meinung äußern durfte, die Religiosität war der Hauptgegenstand. 1850 Im Nachbarland Kurfürstentum Hessen ist Dienstverweigerung und Empörung ge- gen ihren Fürsten aufgewacht; der König hat deshalb ein Beobachtungskorps an die Grenze in die Warburger Gegend gelegt. Im November traf auch Westheim 11 Tage Ein- quartierung, ist aber in Güte abgegangen und zu gar keinen Blutvergießen gekommen. |
||||||||
62 |
|
1853 Die im vorhergehenden Jahre begonnene Separation der Diemelgrundstücke wurde vollzogen, so daß im Herbst 1853 jeder von dem ihm angewiesenen Grund- stücke zum ersten Mal erntete. Die Gemeinde hatte in einer Abfindung der Hude Gerechtsame übernommen, die Lehrerstelle nach § 101 des Verkoppelungs- Gesetzes abzufinden, da dieses bei der er- sten Verkoppelung nicht stattgefunden, so wurde von der Gemeinde 1 Morgen 94 Ruthen Wiese vom Bauernplatz an die Schule abgetreten. II. 1854 Am 10. Januar wurde Pastor Bachhaus von Hörbeke bei Soest versetzt. Er wurde durch den Kaplan Pollmeyer von Istrip ersetzt. Die hochw. P. Riswich und Hergarten S.J. hiel- ten die Hl. Mission, der Mässigkeitsbund wurde eingeführt, „dem“, wie die Chronik sagt, „nur wenige Mannspersonen bei- traten.“ 1855 Am 8 Dezember begann Pastor Pollmeyer für den Neubau der Kirche zu sammeln, da die Begeisterung groß war, brachte er recht viel zusammen. 1857 richtete Graf Stolberg eine Wohnung her für eine Niederlassung „armer Dienst- mägde Christi“ von Dernbach. Schwester |
||||||||
63 |
|
Justina, Innocentia, Coleta waren die An- fängerinnen. 1857 waren die Kartoffeln zum 1ten Mal seit 12 Jahren wieder gut geraten. 1863 Am 28. August 1863 firmte der hochw. Herr Bischof Konrad Martin in unserer Gemeinde. Als er am Vorabend feierlich empfangen wurde, hatte man die Böller unter der Brücke angebracht auf der der Wagen mit dem Bischof während der Begrüßung hielt. Im Augenblick da der hochwst. Herr aus dem Wagen steigen wollte, scho- ßen die Westheimer, die Pferde scheuten und konnten mit Mühe nur so weit beruhigt werden, daß das Aussteigen möglich war. In der Nacht wurde der Bischof um 4 Uhr geweckt von einer Deputation Briloner Bürger die ihn zum Ehrenbürger ihrer Stadt ernannt hatten. Die Sitzung hatte am Abend stattgefunden und einige brave Briloner waren die Nacht ge- wandert, um das Diplom am Morgen zu überreichen. 1858 wütete Nervenfieber das 18 Opfer for- derte. 1866 lieferte Westheim zum Kriege an Lein- wand 50 Pfund und an Geld 11 Rth. 28 Silber- |
||||||||
64 |
|
groschen. Von den 50 Mann. die ein- berufen wurden, kamen alle gesund wieder. Im Frühling wurden um das heilige Häuschen am „Steinbrink“ (2. resp. 3. Sta- tion bei den Prozessionen) 3 Linden ge- pflanzt, die zu schönen Bäumen gewor- den sind. 1867 Am 18. September 1867 wurde an der Chaussee unter dem Dorfe ein Kreuz errichtet und feierlich benediziert; das selbe musste 1912 erneuert werden. Dorthin geht die 2. Bittprozession. Im selben Jahre wurde das Christusbild an- geschafft, verfertigt vom Bildhauer Karl Blum in Jachen. Es kostete 38 Rth. 1867 wurde die Chaussee Westheim – Dalheim gebaut, im sogen. Dahlgrunde, unter dem Treppenberg und am Affensteinbruch her. 1867 Am 14. Februar 1867 wurde in Billing- hausen das 1866 durch Kauf in den Be- sitz der Freiherrn v. Lugd….. gekommen war, die Einweihung des Oratoriums durch den hochw. Herrn Dechanten Caspari in Nieder-Marsberg vorgenommen. Billinghausen war früher katholische Pfar- re und wie die Tradition sagt, Nonnen- |
||||||||
65 |
|
kloster; daß eine Kirche daselbst gestanden zeigt zu deutlich das Wohnhaus mit Turm, das jetzt noch besteht .In der Reforma- tion war Billinghausen abgefallen und Waldecker Tafelgut geworden; seit mehr als 300 Jahren wurde nun der erste ka- tholische Gottesdienst wieder gehalten in Gegenwart des Herrn Paters Johannes de Matha Potomski O.T.M. P. Francicus Schmel- zer Kaplan in der Marsberger Irrenanstalt, und des Pfarrers Pollmeyer aus Vestheim. Inzwischen ist Billinghausen durch Kauf Eigentum des Grafen Westphalen geworden, der dort einen Administrator hat; Gottesdienst ist nicht mehr. Die Ka- tholiken gehören zu Westheim. IV. 1869 am 11. April wurde das 30jährige Priester- jubiläums Pius IX. von der Pfarre feier- lich begangen. Am Vorabend mit feier- lichem Geläute und Böllerschüssen am Festtag mit einem Lewitenhochamt Pater Johannes de Matha Potomski O.T.M. fungierte als Diacon ; P. Wochner S.J. als subdiacon; auch hielt er die Festpredigt über die Worte „Ehre deinen Vater und deine Mutter“. Am Tage wurden öfter Böllerschüsse abgefeuert, abends wurden mehrere Häuser illuminiert, es |
||||||||
66 |
|
zeichneten sich aus die Wohnung des Leh- rers, Stendike (jetzt Pastorat, Gastwirt Siebert, Pastorat, Oekonomie, der Hof. ! Die Gemeinde hat sich dadurch an der Festlichkeit beteiligt, daß sie bereitwil- ligst das Pulver zum Schießen bewillig- te, und dem Gottesdienst mit der größten Teilnahme und Andacht bei- wohnten. Die Witterung war außer- ordentlich günstig. 1870/71 zum Kriege stellte Westheim 24 Re- servisten, davon fiel einer; dagegen starben aus den Linientruppen 4 den Heldentod. 1871 wurden für die Kirche ein Baldachin und 4 Fahnen angeschafft, zwei rote (die nicht mehr existieren) und zwei weiße. Von den 220 Rthl. betragenden Kosten, zahlte die Kirche 6 Thaler, das Übrige wurde geschenkt. 1872 wurde die 1871 begonnene Ruhrtalbahn vol- lendet, Westheim bekam von Anfang an Bahnhof, dadurch nahm Handel und Verkehr sowie das Verdienst zu. Am 7. Juni 1872 fuhr die erste Lokomotive von Warburg her durch Westheim nach Bre- delar, ein großes Ereignis! Bisheran war Bonenburg Station gewesen. 11 Häuser mussten für die Bahnstrecke |
||||||||
67 |
|
niedergerissen werden. Die Leute bauten neu unten im Dorf und am Hoppenberg. Da Ruhr und Scharlach wüteten starben 54 Menschen. V. 1875 Die Niederlassung der Schwestern aus Dern- bach wurde wieder aufgehoben. Sie hatten leider ihre Stellung nicht richtig erfasst, setz- ten sich teils dem Dorfklatsch aus teils un- terstützten sie denselben und meinten ihres Lebens nicht mehr sicher zu sein. 1878 wurde eine 3 klassige, dem Alter ent- sprechende Schule eingerichtet mit 3 Lehr- kräften. 1883 der Glockengießer Humbert aus Brilon lieferte zu einer schon vorhandenen Glocke im Ton B circa 600 Pfund schwer eine passende Glocke im Ton G 1072 Pfund, und eine klei- ne im Ton D 350 Pfund. Für die Gemein- de betrugen die Gesamtkoisten 1500 M.. 1886 Zur Feier des silbernen Priesterjubi- läums des Pfarrers Köhler wurden dem Jubilar 500 Mk. zur Errichtung eines Kreuz- weges zur Verfügung übergeben; da- für erbot er sich, die Frühmesse unent- geltlich zu lesen. Seine Nachfolger be- hielten dies bei, was Gott ihnen ver- gelten möge. 1890 trat die Diemel über und richtete |
||||||||
68 |
|
erheblichen Schaden an. Seitdem war Gott dank keine so große Überschwem- mung mehr. |
||||||||
69 |
|
Über die Kirche und Pfarre von Westheim lässt sich folgendes feststellen: 785 Im nahen Obermarsberg (Mons Martis, Eresberg) ließ Karl der Große 785 eine christliche Kir- che erbauen. Mit derselben war gleich anfangs ein Konvent von Benediktinern, unter einem Propste, verbunden. Diese Mönche arbeiteten fleißig an der Bekehrung der umwohnenden heidnischen Sachsen. Außerdem steht geschichtlich fest, daß der hl. Sturmius, Abt von Fulda, Karl d.Gr. auf seinen Feldzügen begleitete, um die Sachsen zum Christentum zu bringen. VI. Zu diesem Zwecke weilte er zu wie- derholten Malen auf mehrere Jahre in Obermarsberg. Durch den hl. Sturmius und die Benediktiner ist wohl ohne allen Zweifel die hiesige Gegend christianisiert worden. Zu welcher Zeit aber im besonderen Vest- heim Pfarre geworden und eine Kirche erhalten hat, lässt sich mit Bestimmt- heit nicht angeben. Der Umstand, daß der hl. Vitus Schutzpatron ist, deutet darauf allein schon auf eine Gründung durch die Abtei Corvey, welche die Reliquien des hl. Vitus |
||||||||
70 |
|
besaß und gewiß bestrebt war, dessen Verehrung zu verbreiten und ihm ge- …….. zu Ehren Kirchen zu erbauen. Die Gründung durch Corvey wird in hohem Grade wahrscheinlich, durch das schon bei der Ortsgeschichte genannte Fragment des Corvey’er Codex, in welchem Westheim 1150 bereits 1150 unter jenen Paderborner Kir- chen genannt wird, über welche Corvey das Patronatsrecht zustand. 1223 In der Zeit von 1223 – 1254 war ein Streit zwischen der Kirche zu Westheim und dem Kloster Bredelar über Prästatio- nen des letzterem von seiner Besitzung in Ostinetorpe = Oesdorf. Abt Hermann von Corvey schlichtet ihn dahin, daß das Kloster dem Pfarrer zu Westheim von der Ku- rie zu Ostinetorpe jährlich 12 Maaß Ge- treide geben solle. (Wilmanns, Westfälische Urkunden, Bd. IV. Seite 82.) 1231 Im Jahre 1231 am 31. Januar setzten 2 päpstliche Visitatoren unter dem Fürstbischof Bernard IV. edler Herr zu Lippe, 1228 – 1247 die Archidiakonate des Bistums Paderborn fest. Zur sedes eines Archidiakonates wur- de auch die jetzt nicht mehr vorhandene Eclesia Ste. Dyonisie in Horhusen = N. Mars- berg bestimmt. Unter den aufgeführten |
||||||||
71 |
|
37 Kirchen dieses Archidiakonates wird u.a. genannt: Heperinghausen und Westen. (Beßer Geschichte des Bistums Paderborn Bd.I. Seite 96) 1250 Der Ritter Adam v. Aspe vermacht meh- reren Kirchen darunter Westheim, Oesdorf, Hor- husen, eine Rente um dafür auf den 4 hohen Feiertagen den Messwein anzu- schaffen. Bisher war er durch Almosen auf- gebracht. Spanken, auch Seibertz, Urkunden Bd.1 Seite 329. Diese Urkunde unterzeichnet Johannes sacer- des de Westheim (Spilker, Urkunden S.94.) 1252 wird im Dalheimer Copiar ein „rector eclesiae in Westheim“ erwähnt. Aus dem Pfarrarchiv, das leider für die ältere Zeit nur aus nachgetragenen Auf- zeichnungen späterer Pfarrer besteht, da das alte Original Archiv 1724 auf Mariä Opfe- rung nebst den wertvollen Paramenten u. Fundationsurkunden etc. verbrannte, stell- te der Pfarrer Köhler noch folgende Notizen zusammen: Im 16. Jahrhundert drang der Protestan- tismus in hiesiger Gegend ein. In der be- nachbarten Grafschaft Waldeck war er (nach den Angaben Varnhagen, Waldeker Geschichte Seite 76) bereits 1529 allgemein eingeführt. |
||||||||
72 |
|
Hesperinghausen, als Pfarrort über das 1536 Amt Eilhausen, erhielt 1536 in Hermann Hollenstein den ersten lutherischen Pfar- rer. Hermann Contze wohnte bereits in Hehringhausen (Curtze, Waldecker Urkun- den 15.16.) Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Pfar- rei nebst Kirche in Westheim untergegan- gen, wie es von Billinghausen mit Bestimmtheit feststeht. Indessen blieb (wie Pfarrer Köhler vermutete) die Familie der Freiherrn v. Calenberg dem alten Glauben treu. Sicher ist, daß die Witwe des Rembert v. Calenberg, eine geb. VIII. 1573 v. Laer 1573 eine Kapelle auf dem sogen. Unterhause erbaute, wie es in der alten Chronik heißt: „wozu eine kleine Kapelle, die 1573 von der Hochwohlgeb. Margaretha de Laer hinterlassene Wittwe des Rembert Calenberg, dessen Bruder Jobst Calenberg im Sächsischen wohnte, erbaut wurde, und aus welcher Kapelle ein verdeckter Gang in das damalige adliche Wohnhaus jetzige Brennerey ging. Die Katholiken des Ortes haben dann wohl in dieser Kapelle dem kath. Gottesdienst beigewohnt. Anmerkung: In der alten Pfarrchronik |
||||||||
73 |
|
schreibt Pfarrer Siebers noch folgende Notizen „Die 4 sogenannten Meyer oder Wollspänner (Genstenmachers Tysler, Sieren, Peiters) wohn- ten unter dem jetzigen Dorfe im „Bruche“, wo diese auch eine Kapelle auf dem jetzi- gen Grundstücke des H. Kleine hatten, deren rudera 46 Fuß lang und 30 Fuß breit noch zu sehen sind. Die übrigen Menschen wohnten aber auf der Dörfermark, wovon diese den Namen, nahe beim Gute Billing- hausen, welches ein Nonnenkloster ordinis S. Bernard und zugleich Pfarre für diese war, was aus der unter dem Fürstbi- schof Bernard IV. von Lippe vorgenommenen Theilung des Hochstiftes in Archidiakonaldistrikte zu ersehen ist, nach welcher das der Dan- kantorei zugefallene Archidiakonat Warburg folgende Ortschaften in sich begreift: Wartberg Warburg Rulete Rühlen Dasburg Daseburg Boten Blodken Löwene Löwen Bylinchusen = Billinghausen Wellethe Welda Schewe = Scherfede Ossendorps - Oßendorf mit den Filialen. Obengenannte Meyer wohnten sich zuerst ! den Herren v. Weßten (Anmerkung gemeint sind wohl die Herren v. Calenberg, da die Herren v. Westheim schon ausgestorben waren) wahr- scheinlich um vor der Bande des Bernard v. |
||||||||
74 |
|
1579 Harren , vulgo Schribonius, die 1579 alle möglichen Greueltaten in hiesiger Gegend ausübten, sicher zu seyn, bis die reforma- tion des Luther allgemein wurde, das gräfliche Haus Waldeck mit den Ortschaf- ten Kühlten und Rhoden nebst der Abtissin des Klosters Billinghausen von der römisch katholischen Religion abfielen, somit das Kloster Billinghausen der jurisdiction des Bischofes von Paderborn entrissen saecula- risiert, und aus einem Kloster ein Tafelgut für Waldeck wurde, die Gemeinde auf der „Dörfermark“,- durch welche Veranlassung ist ungewiß, - in Brand geriet und die Barone v. Weßten (Calenberg) diese Unglück- lichen gnädig aufnahmen. Doch finde ich hiervon weder Jahreszahl noch Datum, nur II. soviel ist gewiß: das Fürstbischof Theodor v. Fürstenberg hiesiger Kapelle das jus parochiali verliehen, und selbe in Festo St. Dionysii 4 durch den Hw. Generalvicar Bernard Brüll hat einweihen lassen.“ Fürstbischof Theodor v. Fürstenberg, 1586-1618, ein wahrer reformator religiosus, erhob dann später (das Jahr ist nicht angegeben) West- heim wieder zur Pfarrei und verlieh dem Calenberg’schen „sacellum“ das jus parochiali. Der damalige Generalvikar Bernardus Brüll |
||||||||
75 |
|
weihte am Dionysiustage (Jahr ist nicht be- kannt) die Kapelle im Calenberger Wohnhaus ein. Das Patronat über die Kirche stand den Herren v. Calenberg zu – ein Recht, das aus der Fundation und Dodation von Kirche und Pfarrstelle herrührt und auf die Rechtsnach- folger übergegangen ist: Patroni et benefac- tores ecclesial suut Domini de Calenberg, quo- rum beneficio tam ecclesia surrexit, quam pastoratus ubsistit. Jus praesentationis competit Dominis de Calen- berg aequaliter domus superioris et inferioris jus vero collationis soli episcopo Paderborn cujus vicarius generalis exercet iti visitatio- nem synodalem.. Eine Pfarrvisitation von Seite des Fürstbischofs selbst wurde 1636 durch Theodor Adolf v. der Beck, Bischof von Paderborn vorgenommen. Sonst sollen diese Visitationen alljährlich durch einen Vertreter des Bischofs erfolgt sein und dürften zur Hebung des kirchlichen Lebens und der Disciplin sehr viel beigetra- gen haben. Zieht man die vom Pfarrarchiv gebotenen Daten zu Rat, sowie auch das anderweit bekannte, so ergibt sich wohl daraus folgen- |
||||||||
76 |
|
des Entwicklungsbild: 1150 war Westheim bereits Pfarre, hat also unzweifelhaft auch eine Kirche besessen. Wo lag sie? Wie lange hat sie bestanden? Hat die Pfarrei Westheim wirklich erst in III. der Reformation ihren Untergang gefun- den? Oder sollte sie in den Wirren des 15. Jahrhunderts, oder in Folge des „schwar- zen Todes“ vernichtet worden sein?? Wäre die alte Westheimer Pfarre erst in der Reformation, also etwa 1525-1530 untergegangen, so müsste die Erinnerung an die früher bestehende Pfarre bei der Pfarrrestauration durch Margarethe v. Calen- berg im Jahre 1573 noch bekannt gewesen sein und auch die Behauptung des nach der Reformation angestellten ersten Pfar- rers Gegorius Sallerus um 1650 „die Kirche sei früher – pure domesticum sacellum mobi- lium – gewesen“, erscheint dann befremdlich. Wann aber immer die alte Kirche be- standen hat und untergegangen ist, so dürften er u. sie auf jenem Platze gestan- den haben wo sie bis zum Abbruch 1895 stand und zwar in Verbindung mit jenem dicken alten Turm, dessen Dauer wohl tief in das Mittelalter hineinreicht, mag er nun als Kirchturm bestanden oder nebenher auch als |
||||||||
77 |
|
Befestigungs- und Zufluchtsturm gedient ha- ben. Welches ist sodann jener von Pfarrer Gregor Sallerus gegen 1650 erwähnte Neubau der Mar- garete v. Calenberg, geb. de Lair. Welche ist die Kirche die“ en inscriptione januce fra fixa extructa videtur anno 1575! Offenbar kann bei der von Margarethe v. Calenberg erbauten Kirche nur von einem Teile der alten Kir- che die Rede sein, denn diese bestand aus 3 deutlich zu unterscheidenden Teilen ver- schiedenen Alters und zwar: 1. Aus dem alten Turm, 2. aus einem östlich verlaufenden Anbau, 3. aus einer Erhöhung dieses Anbaues und aus einem nachträglich zugefüg- ten Chor. 1. Der alte Turm wurde in seinem steiner- nen Unterbau von Kunstkennern als sehr alt bezeichnet, der Stil sollte auf das 12. oder 13. Jahrhundert hinweisen. Er war in Absätzen sich verjüngend, im unteren Mauerwerk stärker, als im oberen. Ob einer dieses Absätze als Wider- IV. lage eines Gewölbes diente, war nicht mehr nachweisbar. Große Balkenlöcher bewie- sen, daß bereits früher andere Decken, als die noch bestehenden der Orgelbühne und |
||||||||
78 |
|
des Turmabschlusses bestanden haben 2. Der östlich vom Turm verlaufende Kirchen- teil Zeichnungen älterer Bauart reichte bis zum Chor. Das starke und solid gemauerte Mauerwerk war etwa 4 ½ m aus dem Boden (darüber stand dann ein schwächeres jüngerer Kon- struktion). Die Verbindung mit dem Turm war, wie das sorgfältig bearbeitete Steingesims des dicken Turmpfeilers und die alten über den 2 Öffnungen rechts und links des Pfeilers befindlichen To- nengewölbe auswiesen, unterhalb des ersten Turmabsatzes hergestellt gewesen. |
||||||||
79 |
|
Eine nach Süden gehende Türöffnung war später zugemauert, darin stand der Tauf- stein. Ob dieser Kirchenteil nach Osten hin einen geraden Abschluß oder eine Absis hatte, war nicht festzustellen. Es bleibt ferner fraglich, ob er den Bau von …. darstellt, d.h. ob damals Margarethe v. Calenberg die- sen Bau aufführte, oder einen vorhan- denen älteren wieder herstellte. Ein in der nördlichen Mauer eingelassener alter Steinfries sowie die dort eingemauerten alten gotischen steinernen Engelsfiguren lassen auf ein hohes Alter bezw. auf die Benutzung älterer Reste schließen.. 3. Die späteren Zubauten, die auf die Zeit von 1690 – 1700 zu verlegen sind, bestan- den im Anbau eines ……., in der Erhö- hung des ganzen Kirchenschiffes um etwa V. 2 ½ m im Mauerwerk, und in einer großen Bogenöffnung über den zwei vorhandenen zum Turm hin. Hinter dieser Öffnung , im Turm, stand dann die Orgelbühne. Der das Chor, nach Westen hin abschließen- de große Triumpfbogen, wie auch der Bogen im Turme machten eine Verstärkung, bezw. Ab- strebung des Mauerwerkes durch starke Streck- pfeiler notwendig. |
||||||||
80 |
|
Der große Holzaltar, der nicht vor dem Chor fertig aufgestellt sein konnte, und der seinen Platz sicher nicht gewechselt hat, trägt unter dem Calenberger Wappen die Inschrift: „Anna Elisabeth Wittwe, geborene v. Calenberg 1695.“ Wogegen über dem südlichen Fenster stand: ANO 1700 ADSTRUEBATUR. Die Inschrift über dem nördlichen Fenster war ein Chrono- gramm und hieß ORA PSALLE CORDE MENTE MDCLL = 1700. Der Altar war konsekriert vom Fürst- bischof Hermann Werner v. Metternich (1683-1700). Leider war das Sepulcrum zerstört und nur durch einzelne Buchstaben der Ur- kunde (welche zerfiel, da sie auf ge- wöhnliches Papier geschrieben war) ließ sich die Person des Konsekrators feststellen. Im Mauerwerk des Chores, im Pflaster und Fundament des Altars fanden sich zahlreiche Reste alter Grabmonumente, Steingesimse etc. eingemauert und ver- wendet. Die alte Kirche wurde 19. November 1895 feier- lich verlassen und exsektoriert. Sie stand dann noch einige Jahre und dem schnellen Verfall entgegen gehend. Der Wunsch des Grafen H. Stolberg , den alten Turm zu er- |
||||||||
81 |
|
halten fand in der Gemeinde keinen An- klang, man wollte die Unterhaltung nicht tragen, auch den Platz auf dem Friedhof nicht missen. Gf. Stolberg erwarb sie zum Abbruch, der in den Jahren 1898-99 erfolgte und folgende Reste aus früherer Zeit ergab: der Turm. Er war besonders in seinem VI. unteren Teil überaus solide gebaut. Der Mörtelgips war derart fest, daß der Abbruch große Schwierigkeiten machte. Der Holz- aufbau des Daches war aus schwerem Eichen- holz, klobig, aber sorgsam gezimmert. Die westliche, sogen. Mauerlatte des Turmgeschosses, ein eichener Balke von ca. 6 ½ m Länge und 25 cm Stärke trug in kunstlosen, etwas 12 cm hohen Buchsta- ben folgende Inschrift: HONOREM SANGTAE TRINITATIS REDEFIGATA EST LIGNEA PARS HAEG SUPERIORIS TURRIS HUIUS ANNO CHRISTI SALVATORIS 1601. (Balken, zu seiner Erhaltung im gräflichen Holzschuppen angebracht. Im Inneren des Turmgebälkes stand: DER HERR PASTOR HESSE HAT DISEN THURM AUFREPARIERET. 1778 Auf dem Fußboden des Turmes und der Kirche fanden sich Gräber, teils kunst- los mit Steinen gedeckt, Anhaltspunkte über |
||||||||
82 |
|
die Identität der dort Beerdigten ergaben sich nicht. 2. Die Kirche. Sie war in ihren Fundamen- ten und älteren Teilen solide gebaut, in neueren Teilen sorglos aufgeführt. In der Nordmauer war ein offenbar alter Steinfries von etwa 1 m Länge eingemauert; außerdem befanden sich dort die zwei gotischen Engelfiguren, die auf einem Stück, auf schweren eingemauerten Steinklötzen aufge- meißelt waren. Bilder: 2 Engel Die ganze Arbeit dieser Engelsfiguren, der aufrechte Flügelaufbau, die Haare, der |
||||||||
83 |
|
Faltenwurf der Kleider, die Form der In- strumente und die Farben der Malerei las- sen auf ein hohes Alter schließen, das bis 1400 reichen möchte, jedenfalls älter sein dürfte, als der Bau der Margarethe v. Calen- berg vom Jahre 1573. Die Figuren waren von zahlreichen Kalkanstrichen überkleckst ! VII. (was zu entfernen recht mühsam war) leider durch Stoß oder Bruch früher beschädigt Zwischen diesen 2 Engeln war offenbar später eine Statue der hl. Anna (auf einem Postament stehend) angebracht. Sie befin- det sich jetzt in der Sakristei (auf dem …. mentenschrank) und ist bedeutend jüngeren Datums. Als Untersatz, des völlig kunstlosen Tauf- steines befand sich, umgestülpt aufgestellt, der alte, sehr schön bearbeitete Taufstein, der in seinem ornamentischen Formen auf eine sehr alte Zeit hinweist. Leider ist er zerstört, d.h. es fehlt darin ein Stück. Er wurde auf dem Friedhof an der Stelle wieder aufgestellt, wo früher in der alten Kirche der Altar stand; die Fehlstelle wurde in Zement ersetzt. Zeichnung |
||||||||
84 |
|
Zeichnung: Taufstein Außer diesem, das hohe Alter der Kirche bezeugendem Taufstein fand sich noch ein anderes, seiner Form und seinem Um- fang nach ein hohes Alter andeutendes Stück, nämlich der als Fundament „des Altares, vom Jahre 1700 benutzte ältere Taufstein. Er liegt jetzt auf dem Fried- hof unter dem neueren Altarstein und unter dem oben beschriebenen Taufstein. Zeichnung |
||||||||
85 |
|
Die Stärke des Steines beträgt 23 cm; er ist sehr sorgfältig gearbeitet; auch die ein- gemeißelten 5 Kreuze haben eine schöne Form und korrekte Ausführung. Mit dem alten Taufstein, dürfte dieser alte Altarstein auf die ersten Zeiten der hiesigen Kirche zurückreichen und Beide daher sehr ehrwürdige Stücke sein. Der VIII. Altarstein, der auf dem Altar von 1695 lag und wohl nicht älter ist, als dieser Altar ist (er enthielt im sepulcrum je- ne erwähnte Urkunde des Fürstbischofs Hermann v. Metternich), ist 2,25 m lang 1 m breit und 0,25 m stark. In welchem Zusammenhange mit der Kirche ein beim Abbruch gefundener Mariengroschen mit der Jahreszahl 1644 steht, ist nicht ersichtlich. Von aufgefundenen Grabsteinresten war eben schon Erwähnung geschehen; außer dem Stein mit dem Calenberger Wappen (siehe Seite 22) und mit jenen unbekannten 3 Pfeilen wurden noch verschiedene Inschriften auf zerschlagen und dann zum Bau verwendeten Steinen gefunden, die an sich allein kei- nen bestimmten Anhalt für die Westheim Chronik geben, sie seien aber demnach hin |
||||||||
86 |
|
verzeichnet: Diese 2 Bruchstücke ge- ( 2 Zeichnungen) hören zu verschiedenen Steinen, die folgenden 2 Stücke sind Teile eines Frieses (Zeichnung) |
||||||||
87 |
|
(Zeichnung) von einigem Kunst- wert und hübscher Aus- führung ist ein stei- nenes Bild ((Hochrelief) des auferstandenen Heilandes aus rotem Sandstein, von dem 2 zusammenhängende, doch stark beschädigte Stücke aufgefunden wur- den. Die Zerstörer dieses Steines sind von Wandalismus nicht frei zu sprechen. (Zeichnung) Es fanden sich außerdem noch mehrere Bruchstücke von Grabsteinen in Renaissan- |
||||||||
88 |
|
cearbeit, die Steinverzierungen waren bemalt, die Inschriften in ebenfalls schnell verbleichender Farbe aufgetragen. Unter dem Fußboden der Kirche fanden sich Gräber, teilweise in ge- ringerer Tiefe, meist nur in die Erde, ohne Vermauerung eingesenkt; ande- re waren mit schlichten Steinplatten gedeckt. _____________________ Als einzelne Notizen mögen hier noch folgende Platz finden: 1.) Das Pfarrarchiv erwähnt: „Notandum etiam, daß die in dem Muddenschloppe liegende Stadt Marburg’sche W…. und das im Gehölz liegende Haus in Krögers Grund“ mit den anderen ……………Westheimer- sem gehöre, welche vor Zeiten als noch viele Häuser in dem Dorf gewesen, sich pro libitu eine parochiam erwählet, aber von der Stadt Warburg nach Westheim sind verwiesen worden, sonst aber nach War- burg …. (…………… …. ) , weil im Warburger Wald keine Häuser mehr sind. Siebers, parachus“. – 2.) Auf den Gutsgebäuden befinden sich noch folgende, zum Teil bereits erwähnte In- schriften: a) im Schafstall: JOANN MEL- |
||||||||
89 |
|
CHIOR ELMERHAUS VON CALENBERG ELISABETHA FRAU VON CALENBERG. GEB. DALWIGH V. LIGHTINE ANNO 1733. In der sogenannten roten Scheune (jetzt Brauerei Nebengebäude) an einem Dach- balken des östlichen Giebels befindet sich die Inschrift: OBRIST LIEUTNANT VON CALENBERG 1728. ________________________ Neubau der Kirche. Beginnend mit dem 8. Dez. 1855 hat man für den Neubau einer Kirche in Westheim Gaben gesammelt. Diese Gaben waren bis zum Jahre 1865 auf etwa 650 Thaler ange- wachsen. Bezugnehmend darauf schrieb der +Pastor Pollmeyer in die alte Pfarrchronik: „Behufs des Neubaus einer Kirche zu Westheim habe ich im Jahre 1855 festo immaculate Conceptionis B.M.V. angefangen Feld zu dem Zweck des Neubaues zu sammeln. Die Sache nahm einen guten Fortgang, es trat Begeisterung für den Neubau ein, sodaß einige edle Seelen bedeutende Offerten IX. machten, und ich sogar einen Bauplan bei Stat… in…..anfertigen lassen konnte, (befindet sich nebst Akten im Pfarrarchiv.) wofür ich 118 M. gezahlt habe. |